Rezension

Anfang und Mitte waren unglaublich stark, das Ende eher enttäuschend.

Road to Hallelujah - Martina Riemer

Road to Hallelujah
von Martina Riemer

Worum geht es?

Nach ihrem Schulabschluss und dem Tod ihrer Großmutter, will sich Sarah endlich ihren großen Traum erfüllen und nach New York reisen. Selbst die Tatsache, dass ihr von ihrem großen Bruder Nat ein ungewollter Reisebegleiter aufs Auge gedrückt wird, schmälert ihre Vorfreude nicht. Auch nicht - oder zumindest nicht allzu sehr -, dass es sich dabei um niemand geringeren als Nats besten Freund Johnny handelt, der alles aufreißt, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Johnny, den sie schon zu Kindheitszeiten kannte und damals schon nicht leiden konnte. Bald muss Sarah jedoch feststellen, dass Johnny trotz ihrer ständigen Wortgefechte und seines Aufreißer-Images doch gar kein so schlechter Kerl ist und sie beide weit mehr Gemeinsamkeiten haben, als es auf den ersten Blick scheint...

Meine Meinung

Bei diesem Buch war ich relativ schnell überzeugt davon, dass ich 5 Sterne vergeben würde. Einfach, weil es alles zu bieten hat, was ich mir von einem Young Adult oder New Adult Roman wünsche: dieses Wiedersehen, bei dem dem männlichen Protagonisten klar wird, dass aus dem hässlichen Entlein ein schöner Schwan wurde; Eifersucht aufseiten des Kerls; humorvolle und schlagfertige Wortgefechte; und und und.

Der Schreibstil hat mir von Seite zu Seite immer besser gefallen, war angenehm zu lesen und auch die Unterhaltungen wirkten nicht merkwürdig oder zu gewollt, sondern authentisch. Der Humor hat ebenfalls genau meinen Geschmack getroffen, sodass ich auf vielen vielen Seiten stark am Grinsen war.

Die Charaktere waren nahezu (!) perfekt. Sarah war ein angenehmer weiblicher Hauptcharakter, der wirklich (!) schlagfertig war und von dem das nicht einfach nur behauptet wurde. Ihre frechen Kommentare haben mich immer wieder zum Grinsen gebracht und dafür gesorgt, dass das Buch vor allem anfangs unglaublich unterhaltsam war. Hin und wieder wirkte ihr Verhalten zwar etwas zickig, vor allem dann, wenn Johnny wirklich nur nett zu ihr sein wollte, aber dies habe ich nicht als übermäßig störend empfunden.
Johnny war zumindest bis einschließlich des Mittelteils (darauf gehe ich unten näher ein) in meinen Augen absolut perfekt. Er war zwar dieser Aufreißer, hatte aber eben diese charmante, sympathische Art an sich, die einfach nur erfrischend wirkte. Er war der perfekte Gegenpart zu Sarah, die ihn mit ihren frechen Kommentaren immer wieder herausforderte - hin und wieder war es tatsächlich ein Wortgefechts-Ping-Pong, das ich wirklich gerne mitverfolgt habe. Dass er auch diese traurige Vergangenheit hatte (und deshalb nicht dauernd aus Selbstmitleid auf die Tränendrüse gedrückt hat), hat ihn facettenreich und weniger oberflächlich erscheinen lassen.

Was die Story angeht, gibt es nicht so viel zu sagen. Es gab kein wirkliches Ziel, da es in diesem Buch hauptsächlich darum geht, über seinen Schatten zu springen und einfach mal zu leben. Einfach mal Dinge zu tun, die man sonst nie tun würde. Es ist also eher tiefgründig und stark auf der Gefühlsebene angelegt, auch im Hinblick darauf, wie sich die Beziehung zwischen Johnny und Sarah anbahnt. Sehr viel ist handlungstechnisch nicht passiert, aber darauf lag meiner Meinung nach auch nicht der Fokus.

So viel Lob. Oben spreche ich noch von 5 Sternen, offensichtlich habe ich aber nur 4 Sterne gegeben. Was also ist passiert?
Das frage ich mich ehrlich gesagt auch. Ich hatte den Eindruck, dass in dem letzten Drittel des Buches auf einmal ein Autorenwechsel stattgefunden hat, der mir das gesamte Buch vermiest hat. War vorher alles gemächlich, geordnet und auch unterhaltsam/spannend mitzuverfolgen, so wurde es aus heiterem Himmel hektisch und chaotisch. Die beiden haben wirklich noch auf der selben Seite immer wieder ihre Meinung geändert, dass ich gar nicht mehr mitkam, wer denn jetzt eigentlich welche Einstellung hatte - es war ein einziges Hin und her und das nur, damit das Zusammenfinden der Protagonisten hinausgezögert wird. Das war... alles andere als geschickt gemacht. Sogar die Sympathie für die Charaktere ist mir etwas verloren gegangen, vor allem von Johnny hatte ich auf einmal ein ganz neues Bild, das mir überhaupt nicht gefallen hat. Zum Beispiel betrinkt er sich einfach mal am hellichten Tag, aus keinem wirklich nachvollziehbarem Grund - allgemein ist seine Einstellung zu Alkohol mir etwas zu... innig. Das hat mir seinen Charakter irgendwie kaputt gemacht. Dazukam, dass er plötzlich sowieso einen riesigen Charakterwandel hingelegt hat, von dem coolen Aufreißer zum trübsalblasenden, seiner Angebeteten hinterherlaufenden Weichei, was mir natürlich gar nicht gefallen hat. Ich kann das in solchen "Womanizer-umkrempel-Büchern" allgemein nicht leiden.

Hier trifft das Sprichwort "Wer hoch steigt, fällt tief" wie die Faust aufs Auge. Es fing unglaublich gut an, wurde immer besser, sodass ich mich immer mehr für das Buch begeistert habe und dann - flutsch! Tief, tief, noch tiefer gefallen, sodass ich die letzten Seiten nahezu gelangweilt und genervt gelesen habe...

Fazit

Das Buch ist wirklich zu zwei Dritteln unglaublich gut. Ich würde es lieben, wenn es dieses letzte Drittel nicht gäbe. Deshalb gibt es von mir natürlich auch eine klare Lesempfehlung und trotz allem 4 Sterne.