Rezension

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Anfangs enttäuschend, Ende wieder besser.

Pandemonium - Lauren Oliver

Pandemonium
von Lauren Oliver

Nachdem ich den Schluss von 'Delirium' sehr offen fand und einfach nur wissen wollte, wie es weitergeht, fand ich den Anfang dieses Buches etwas enttäuschend. Aber bevor ich dazu komme, erstmal kurz zum Aufbau, denn das ist mit ein Grund für den Abzug einer Brille in der Wertung: In diesem Buch ist die Besonderheit, dass die Kapitel zwischen 'Jetzt' und 'Damals' springen. Zum Einen beschreibt Lena die Zeit, in der sie gerade agiert und sich befindet. Auf der anderen Seite sind da die Erinnerungen an damals, nach ihrer erfolgreichen Flucht, die Zeit, in der sie sich in der Wildnis arrangieren muss und vor allen Dingen den Verlust von Alex überwinden muss. Dieses 'Damals'-Kapitel sind mein Problem, gerade am Anfang, denn obwohl die Gruppe, welche Lena aufnimmt, sie auch zu integrieren versucht, versinkt Lena in Selbstmitleid und Depressionen. Außerdem beklagte sie sich dauernd nur und jammerte über ihr Schicksal. Und auch wenn das wohl in gewisser Hinsicht verständlich ist, ging es mir nach einer Weile wirklich auf die Nerven. Das war für mich doch ein Minus.
Aber die Abwechslung durch die Zeitsprünge hat das Ganze deutlich erträglicher gemacht. Ich fand es faszinierend, wie Lauren Oliver die Zeitstränge miteinander verwoben hat und wie man Stück für Stück den Plan der Rebellen sowie Lenas Leben nach der Flucht erfährt.
Unglaublich gemein, das muss man so sagen, waren die vielen Cliffhanger in den 'Jetzt'-Kapiteln. Doch unübertroffen ist da der Schluss. Mit praktisch einem Satz schafft Lauren Oliver es tatsächlich, dass ich einfach nur platt war. Und sie insgeheim auch verfluchte, denn das ist wirklich ein Cliffhanger von ungeheurem Ausmaß. Unglaublich! 

Zum Charakter Lenas muss ich sagen, dass ich die neue Lena aus den 'Jetzt'-Kapiteln deutlich interessanter finde und die Entwicklung definitiv gut heiße. Sie ist erwachsener geworden, deutlich intelligenter und hat eindeutig mehr Biss. Das gefällt mir. Natürlich muss sie dafür durch diese harte Zeit gehen, dennoch empfinde ich diesen Teil einfach als übertrieben. Ihr Leiden wird zu stark und übertrieben und langatmig dargestellt.
Auch die anderen Rebellen sind interessante Charaktere - sie sind vielfältig und einzigartig, jeder mit seiner eigenen Leidensgeschichte.
Und dann gibt es da noch Julian. Lange Zeit wusste ich wirklich nicht, was ich von ihm halten soll. Erst relativ spät habe ich mir meine Meinung bilden können. Julian ist somit definitiv ein spannender Charakter, in ihm vereinen sich einige Gegensätze. Und es kommt mir so vor, als wüsste nicht nur ich als Leserin, sondern auch Julian selbst nicht so genau, wer er ist und wo er steht. Dieser Selbstfindungsprozess ist schön beschrieben.

Bei Lauren Oliver schätze ich vor allen Dingen ihren locker leichten und sehr flüssigen Schreibstil. Durch die beiden Erzählstränge baut sich ein wirklich raffiniertes Gesamtkonzept auf. Denn gerade durch die vielen Cliffhanger darin steigert sich die Spannung ungemein, wenn man auf den nächsten Part hinfiebert. 

Fazit

Leider konnte mich die erste Hälfte nicht so überzeugen, dafür ist die Spannung im weiteren Verlauf wirklich groß, dafür sorgen die beiden Erzählstränge sowie die vielen Cliffhanger. Diese sind allerdings kein Vergleich mit dem unglaublichen Cliffhanger am Ende!