Rezension

Anfangs zäh, hinterher aber umso schöner

Splitterherz - Bettina Belitz

Splitterherz
von Bettina Belitz

Meine Meinung:
Elisabeth, auch Ellie oder Lassie genannt, zieht mit ihren Eltern von Köln in ein Kaff mitten auf dem Land - und das knapp ein Jahr vor ihrem Abi! Es ist also nicht verwunderlich, dass sie gereizt und zickig ist. Viele Leser finden Elisabeth sehr unsympathisch, doch ihre Ecken und Kanten machen sie für mich authentisch, sie ist ein starker und eigenwilliger Charakter. 

Obwohl ich Ellie von Anfang an interessant fand, dümpelte der Anfang vor sich hin und ich hatte das Gefühl, dass die Handlung nicht zu Pötte kommt. Schon nach wenigen Kapiteln hat Elisabeth unerklärliche Müdigkeitsanfälle, die beinahe jedes Kapitel beenden. Auf Dauer nerven diese eher, als das sie neugierig machen, denn man erfährt rein gar keine Gründe, weshalb sie ständig zusammenklappt. 
Ein weiterer Grund, warum der Beginn sich wie Kaugummi zieht, ist die Rückblende von Elisabeth. Ihre Vergangenheit zieht sich noch ein wenig in ihr neues Leben, was die eigentliche Handlung noch einmal ausgebremst hat. 

Die Geschichte an sich beginnt eigentlich erst mit der Begegnung von Colin und Ellie. Colin lernt man dummerweise nicht direkt kennen, so muss man erst 150-200 Seiten lesen, ehe sie aufeinander treffen. Colin ist ein etwas eigenartiger Charakter - das heißt natürlich, dass Ellie (und ich) ihn interessant finden. Noch dazu wird er von einigen Leuten als hässlich empfunden, was hat es damit auf sich?

In "Splitterherz" wird eine alte Sage aufgegriffen, die in so ziemlich jeder Kultur vertreten ist. Um was genau es sich hierbei handelt, kann ich schlecht verraten, da das Buch ganz schön lange braucht, ehe es zu diesem wichtigen Thema kommt. Aber so viel kann ich wohl vorweg nehmen: Ein wenig Fantasy ist vorhanden, doch sie wird wunderbar mit dem Realistischen verwoben. 

Auch wenn der Start in "Splitterherz" sehr schwierig ist, muss man Bettina Belitz eines lassen: sie kann enorm gut schreiben! Die Autorin beherrscht einen atmosphärischen Schreibstil, und das mit traumwandlerischer Sicherheit. Die Stimmung im Buch kann man nicht beschreiben, erst recht nicht erfassen, doch sie ist permanent im Hintergrund und macht das Buch zu etwas Besonderem. Aus diesem Grund sind die ersten 200 Seiten, in denen nicht wirklich viel passiert, auch Lesern zumutbar. Wäre der Schreibstil nicht so unglaublich fesselnd, wäre das Buch auch nur halb so besonders wie es jetzt ist. 

Fazit:
"Splitterherz" ist ein ein wunderbarer Auftakt einer Trilogie, doch der Beginn liest sich ziemlich zäh, weil einfach nichts passiert. Zum Glück wird dies mit der ausdrucksvollen Sprache von Bettina Belitz wieder ausgeglichen. 
Die Liebesgeschichte ist wieder typisch Jugendbuch, aber... hach... einfach etwas fürs Herz. 
Ich habe das Buch ins Herz geschlossen und wenn der nächste Band nicht mehr einen so langweiligen Beginn hat, bin ich mir sicher, dass ich eine Eule mehr vergeben werde.