Rezension

*+* Anna Pfeffer: "Für dich soll´s tausend Tode regnen" *+*

Für dich soll's tausend Tode regnen
von Anna Pfeffer

So schlechte Karten die anderen bei ihr haben, so wenig stößt sie selbst auch bei den meisten anderen Menschen auf Gegenliebe. Emi ist sehr verschlossen und versteckt ihre Unsicherheit und das häufig vorhandene Unbehagen hinter unverschämten Antworten und einer spitzen Zunge. (Die Besprechung ist meinem LitBlog entnommen.) Dass sie manchmal zu vorschnell ihre Kommentare ablässt und hin und wieder überstürzt falsche Urteile über die anderen gefällt hat, bemerkt sie erst, als sie gezwungenermaßen beginnt, sich den anderen Menschen zu öffnen. Erst da fällt ihr auf, dass auch ihre „Todeskandidaten“ ganz normale Menschen sind, und voller Überraschungen – sowohl negativ als auch positiv – stecken. Auch deren Seelenfrieden ist oft nicht im Lot, so wie bei Emi. Und so übel, wie sie zunächst dachte, sind sie alle gar nicht.

Zugegeben, es scheint wirklich sehr vorhersehbar, worauf diese Geschichte mit Emi, Alphatier Erik, dem stets auf Harmonie bedachten Vater, seiner dauergrinsenden neuen Freundin und dem Strahlemannbruder hinauslaufen wird. Aber das ist nicht schlimm, denn hier ist eher der Weg das Ziel. Dieser ist gepflastert mit Skurrilitäten en masse – rabenschwarze Gedanken, besondere Situationen und überraschenderweise keinem einzigen echten Todesfall.

Die jugendlich freche Sprache, die Probleme des Teenie-Seins und vor allem die alles andere als gewöhnliche Umsetzung der angeschnittenen Themen dürften bei der Zielgruppe voll ins Schwarze treffen! Zudem ist das Cover ein echter Hingucker, es spiegelt das Gefühlsleben von Emi sehr gut wider! Aber auch innen findet sich ein passendes Layout-Feature zum Inhalt des Buches.

Unter der Oberfläche einer witzigen Geschichte verbirgt sich so manche unsichere Seele in ihrem Sein zwischen Kind und Erwachsenem. Sehr gut gelungen sind die Charaktere – sowohl die jungendlichen als auch die älteren. Sie sind in ihrer Entwicklung und Tiefe unterschiedlich gestaltet, was der Mischung des wahren Lebens recht nahe kommt.

„Für dich soll´s tausend Tode regnen“ ist ein ungewöhnliches, gelungenes Jugendbuch, das durchaus auch erwachsene Leser in seinen Bann zu ziehen vermag.

Inhalt
Wer Emi auf die Nerven geht, dem verpasst sie in Gedanken eine Todesart. Und seit dem Umzug weiß sie nicht, wer mehr nervt: die Neue ihres Vaters, die sich ernsthaft in der Mutterrolle sieht, ihr Strahlemann von Bruder, der das auch noch gut findet (stirbt bestimmt mal, weil er auf seiner Schleimspur ausrutscht), oder Erik, Alphatier an ihrer neuen Schule, der einen auf cool macht und sie ständig provoziert (stirbt garantiert an einem Hirntumor wegen übermäßigen Handykonsums). Als sie sich in Chemie mit Alpha-Erik anlegt, kracht es wortwörtlich zwischen den beiden. Die Strafe dafür sind acht Samstage Graffiti schrubben. Mit Erik! Kann das Leben noch beschissener sein? Um aus der Nummer rauszukommen, schlägt Emi einen Wettstreit vor. Doch Erik ist nicht kleinzukriegen. Emi wünscht ihm tausend Tode an den Hals, bis sie merkt, dass es gar nicht so nervig ist, Zeit mit Erik zu verbringen …

Autorin
Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit, die beiden Autorinnen hinter dem Pseudonym Anna Pfeffer, sind seit ihrer gemeinsamen Schulzeit in Wien befreundet. Schon damals entwarfen sie Geschichten, die aus Lehrern paranoide Agenten und aus Mitschülern tragische Helden machten. Heute leben sie in Hamburg und Wien, sind zusammen 71 Jahre alt, haben zwei Männer, sechs Kinder und einen Hund und schreiben noch immer zusammen.