Rezension

Anspruchsvoll aber unglaublich bereichernd

Unterleuten
von Juli Zeh

Bewertet mit 5 Sternen

In einem kleinen, rückständigen Dorf irgendwo im Nirgendwo Brandenburgs, im Jahr 2010 laufen die Dinge noch immer wie vor 20 Jahren. Geld spielt eine untergeordnete Rolle - es zählen nur Gefallen die man jemandem schuldet oder die man bei jemandem gut hat. Ein Fabelhaftes Szenario am Übergang zweier völlig gegensätzlicher Generationen. "Unterleuten" spielt am Grenzübergang zwischen Naturidylle und urbanem Wachstum; in einer toten Welt mit dennoch äußerst lebendigen Figuren. Unterleuten ist Zeitroman, soziologische Studie und ein verwinkeltes Panorama zwischenmenschlicher Beziehungen. Absolut lesenswert. Anspruchsvolle Lektüre.

Spannung und übermäßig viel Handlung darf der Leser allerdings nicht erwarten. Juli Zehs Roman ist handlungstechnisch eher wie ein Gemälde zu verstehen, das den Geist und die Eigenartigkeit von Unterleuten einfängt.

Und das schönste ist, dass an keinem Punkt eine Wertung der Dinge vorgenommen wird. Davon kann man sich in aller Ruhe selbst ein Bild machen. Alle Charaktere werden von ihrer strahlendsten und zugleich von ihrer schwächsten Seite abgebildet. Man kann und möchte sich so oft gar nicht enrtscheiden, wessen Interessen man nun befürwortet. Und am Ende hat alles doch irgendwie seine Existenzberechtigung.

Ich für meinen Teil, habe es genossen gemeinsam mit den Figuren den Charme der Weltflucht für ein paar Lesestunden auszukosten, mit allen seinen Licht-und Schattenseiten.