Rezension

anstrengende Protagonistin dämpft Lesefreude (3,5)

Vollkommen - Patricia Rabs

Vollkommen
von Patricia Rabs

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wer zur Spende gehen kann, hat ein sicheres Einkommen und lebt in der privilegierten Mitte. Wer nicht spenden darf, lebt in Armut am Rand. Die 17-jährige Teresa wurde bei der Blutspende aussortiert. Um das Leben in der Mitte finanzieren zu können, arbeitet ihre Mutter hart und auch Teresa verdient Geld, indem sie Schüler am Rand unterrichtet. Einer ihrer Schüler ist Lukas, der sie eines Tages bittet, ihn zu seiner ersten Spende zu begleiten. Doch ihre Zusage wird zu einem Fehler, der Teresas ganzes Leben verändert...

Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, weil ich Dystopien im Allgemein super finde, aber mit Vollkommen hatte ich ziemliche Schwierigkeiten, was vor allem daran lag, dass ich mit Teresa nicht wirklich warm geworden bin.
Teresas ganze Welt wird durch nur einen Tropfen Blut auf den Kopf gestellt. Zwar ist nachvollziehbar, dass es sie aus der Bahn wirft, zu erfahren, dass ihr bisheriges Leben auf Lügen basierte und sie nicht die ist, die sie bisher zu sein glaubte, aber Teresa verhält sich für mich insgesamt einfach zu naiv und ist oft ziemlich schwer von Begriff. Da sie die Ich-Erzählerin der Geschichte ist, ist es auch relativ schwer, sich ein Stück von ihr zu distanzieren und den Rest der aufwühlenden Story zu genießen.
Mit andere Figuren, wie zum Beispiel dem charmanten Charter oder dem griesgrämigen, vermeintlich „bösen“ Daniele bin ich hingegen schneller warm geworden, wobei es interessant ist, zu beobachten, welche verschiedenen Charakterzüge die Figuren in den unterschiedlichen brenzligen Situationen zeigen.

Dadurch, dass ich nicht wirklich Sympathien für die Protagonistin entwickeln konnte, zog sich dann zunächst auch die Handlung ein wenig. Dabei ist die dystopische Welt, die Patricia Rabs entwirft, interessant und erschreckend zugleich. Erst nach und nach erschließen sich die Hintergründe der Blutspenden und die Gegensätze des geteilten Landes werden sichtbar.

Die Geschichte ist durchaus spannend. Man möchte erfahren, was es mit Teresas Besonderheiten auf sich hat und wer hinter allem steckt. Auf der Suche nach Schutz und Antworten geraten die Figuren mehrfach in Gefahren, die es zu überwinden gilt. Nie können sie sicher sein, wer auf ihrer Seite steht und wo die nächste Falle lauert. Gut gefallen hat mir daran, dass die Handlung nur an wenigen Stellen vorhersehbar war und das Geschehen immer wieder durch unerwartete Ereignisse eine neue Wendung nahm.

Das Ende bietet einige Antworten auf die drängendsten Fragen, insgesamt ist die Handlung aber noch sehr offen.

Schwierigkeiten mit der für mich zu naiven Hauptfigur machten es schwer, mich völlig auf die eigentlich spannende Geschichte einzulassen. Patricia Rabs entwirft ein komplexes Szenario, in dem noch viele Fragen offen bleiben. Die Neugier auf die Fortsetzung ist trotz allem geweckt.