Rezension

Antiheld

Geschenkt - Daniel Glattauer

Geschenkt
von Daniel Glattauer

Gerold Plassek ist ein Versager: Seine Ehe ist gescheitert, er hat kaum Kontakt zu seiner Tochter, er arbeitet bei einer Gratiszeitung und ist zuständig für die Kurzmeldungen, und selbst diesen Job verdankt er seiner Ex-Frau. Das Einzige, worauf er sich verlassen kann, sind seine Trinkkumpane in Zoltans Kneipe. Ohne Ambitionen schlittert "Geri" durch das Leben. Da erfährt er, dass er einen Sohn aus einer früheren Beziehung hat, und da die Mutter für ein halbes Jahr in Afrika arbeitet, fällt ihm die Aufgabe zu, den Jungen täglich einige Stunden zu betreuen. Manuel weiß nicht, dass Gerold sein Vater ist, und lässt ihn seine Verachtung spüren. Bis plötzlich ein ungewöhnlicher Vorfall einiges ins Rollen bringt: Gerold hat eine Zeitungsnotiz über eine Obdachlosenschlafstätte verfasst, und dort trifft eine hohe anonyme Geldspende ein. Damit beginnt eine Serie von Spenden, die immer auf Gerolds Meldungen beruhen. Die Öffentlichkeit wird aufmerksam: Wer ist der geheimnisvolle Wohltäter? Plötzlich ist Gerold gefragt, denn der muss ja etwas wissen... Doch Gerold wird es viel wichtiger, nun Manuels Anerkennung zu gewinnen.

Gerold ist ein Mann mit Talent, doch ohne Antrieb. Er lässt sich treiben und gerät dabei auf die Grenze zum Alkoholiker. Erst durch Beziehung, Verantwortung und eine Aufgabe beginnt er sich zu verändern. So wird das Buch zum Entwicklungsroman eines Erwachsenen. Das ist natürlich nicht unbedingt realistisch, doch immerhin glaubwürdig. Sehr sympatisch sind dabei Gerolds Selbstkritik und seine ironische Selbstschilderung. Daher habe ich das Buch mit Vergnügen gelesen.