Rezension

Atlantis und die Tränen eines Mädchens

Teardrop - Lauren Kate

Teardrop
von Lauren Kate

„Teardrop“ ist der Auftakt einer neuen Young-Adult-Reihe der amerikanischen Autorin Lauren Kate. Nachdem sie sich in ihrer vorrangegangenen Tetralogie den Engeln gewidmet hatte, wendet sie sich in ihrem neuen Werk der sagenumwobenen versunkenen Stadt Atlantis zu.

Kurz zum Inhalt: Die 17-jährige Eureka hat ihre Mutter bei einem schweren Unfall verloren, den sie selbst nur knapp überlebte. Dennoch hat sie nicht eine Träne vergossen – als Kind musste Eureka ihrer Mutter versprechen niemals zu weinen und daran hält sie sich.
Als Eureka gerade dabei ist den traumatischen Tod ihrer Mutter zu überwinden, taucht erst der gutaussehende Ander immer wieder in ihrer Nähe auf, dann verhält sich auch noch ihr langjähriger bester Freund Brooks immer merkwürdiger und Eureka erfährt, dass ihre Mutter ihr rätselhafte Gegenstände hinterlassen hat. Langsam dämmert es ihr: Es gibt Geheimnisse, von denen ihre Mutter ihr nie erzählt hat – und nun schwebt Eureka in großer Gefahr….

Zunächst fand ich die Grundidee ziemlich interessant. In der Urban-Fantasy – gerade im Jugendbuch-Segment – sind, da sich der Trend schon über Jahre hält, mittlerweile mehr oder weniger alle Themen zumindest schon einmal angeschnitten, wenn nicht sogar so häufig behandelt worden, dass sie mit der Zeit die Grenze der Überreizung erreicht haben. Vampire, Werwölfe, Hexen, Feen und, ja, auch Unterwasserwesen sind in der Buchhandlungen mehrfach als Protagonisten zu finden – aber Atlantis? Die mystische versunkene Stadt? Sicher ist auch das keine neue Idee, aber zumindest versprühte der Roman zusammen mit dem wirklich bezaubert schönen und gleichzeitig düsteren Cover eine Hauch von Frische. Mein Kopfkino freute sich auch Unterwasserwelten voller Magie, dargestellt in bildhaften Beschreibungen einer nicht mehr ganz unerfahrenen Autorin….

Nun, leider blieb es bei dieser Vorfreude. Denn trotz rund 500 Seiten an der Seite der 17-jährigen Hauptfigur Eureka erreichte dieser Fantasy-Roman, dessen Handlung in Louisiana im Süden der USA angesetzt ist, nie wirklich die Ebene von fantastischen Elementen, Magie und ungewöhnlichen Wesen, wie ich es auch bei einer Urban-Fantasy, also der Mischung einer Fantasy-Welt mit unserer realen, erwarten würde. Alles blieb bis hin zu den vielleicht letzten 100 Seiten in seiner Schilderung sehr zurückhaltend, erst dann wird es richtig spannend.

Eureka findet nur langsam mehr über ihre Rolle in einer übernatürlichen Welt heraus. Dann, recht plötzlich, nähert sich der Roman auch schon seinem großen Finale und es scheint zu spät, Eureka und den Leser die Rätsel Stück für Stück entschlüsseln zu lassen oder sie mit der wirklichen Fantasy-Welt zu konfrontieren. Stattdessen werden die Eckpfeiler des Erdachten dem Leser hier von der Autorin wie ein großer Haufen durch eine kurze Erzählung vor die Füße geworfen – auf Hintergründe oder nähere Erklärungen so mancher Details muss noch verzichtet werden, denn da sind die letzten Seiten auch schon ausgelesen und der erste Band hat sein zwar fulminantes, aber dennoch gefühlt recht lückenhaftes Finale erreicht.

Leider kann ich auch nicht behaupten, dass die ersten 400 Seiten mit besonders großartigen Randhandlungen gefüllt waren. Rückblickend war der Fortschritt der Handlung für den Umfang der Geschichte recht überschaubar. Eureka ist zwar eine nicht uninteressante Protagonistin, ihre sich wiederholenden Schilderungen von den süßen Halbgeschwistern, dem emotional schwer zugänglichen Vater, der bösen Stiefmutter und der ihrer Meinung nach überflüssigen Psychotherapeutin langweilen mit der Zeit allerdings zunehmend, wodurch das depressive Mädchen einen recht eindimensionalen Charakter vermittelt. Auch die anderen Figuren bleiben eher blass. Egal ob der geheimnisvolle Schönling Ander, der plötzlich so veränderte beste Freund Brooks oder die ewig nach dem nächsten Date suchende Freundin Cat – keiner zeigt eine nennenswerte Entwicklung oder besondere Tiefe, nur Ander zeigt hin und wieder interessante Ansätze und eine weitere Nebenfigur zeigt echtes Potential.

Sprachlich ist „Teardrop“ leider ebenfalls nur durchwachsen. Zumindest in der deutschen Übersetzung holpert so mancher Satz deutlich, wirkt nicht rund. Auch insgesamt macht die Sprache selbst für ein Jugendbuch einen eher einfachen Eindruck. Zwar bindet die Autorin viele Details in ihre Beschreibungen ein, aber so recht packen konnte sie mich nie, was auch daran liegen mag, dass zu viel Alltägliches und zu wenig Fantastisches Teil ihrer Erzählungen ist. Gelungen fand ich allerdings die Einbindung regionaler Eigenheiten der in Louisiana angesiedelten Kultur, da diese hin und wieder mein Interesse wecken konnten.

Fazit: „Teardrop“ konnte meine Erwartungen an eine Urban-Fantasy rund um das versunkene Atlantis leider nicht erfüllen. Die Geschichte wie auch die Figuren blieben zu blass und zeigten zu wenig Fortschritt. Nur die letzten 100 Seiten machen Hoffnung, dass sich die Fantasy-Elemente in dieser Reihe doch noch in der Vordergrund bringen können – im nächsten Band. Für den Auftakt vergebe ich auch dank des spannenden Endes noch knappe 3 von 5 Sterne.