Rezension

Atmoshpärisch guter Thriller

Teufelskälte - Gard Sveen

Teufelskälte
von Gard Sveen

Mit „Teufelskälte“ liefert der norwegische Autor Gard Sveen den zweiten Psycho-Krimi um den Osloer Kommissar Tommy Bergmann ab – einen verstörenden, aus meiner Sicht extrem gut erzählten Psycho-Thriller, der sich zu einem Page-Turner mit Potenzial entpuppt.

Als eine junge Prostituierte auf brutale Weise misshandelt und ermordet wird, fühlt sich Tommy Bergmann auf eine unangenehme Weise an einen alten Fall aus seinen Anfängen bei der norwegischen Polizei erinnert. Damals wurde die junge 15-Jährige Kristiane grausam ermordert und wie Abfall weggeworfen. Ein Fall, der Tommy auch persönlich extrem berührt hat. Kristianes Mörder, Anders Rask, wurde gefasst und in einen psychiatrischen Hochsicherheitstrakt eingesperrt. Die Parallelen zum damaligen Fall erscheinen zu offensichtlich. Gibt es einen Nachahmungstäter, ist alles nur Zufall oder wurde damals der wahre Täter nicht geschnappt? Zusammen mit seiner jungen Kollegin Susanne Bech, einer alleinerziehenden Mutter, beginnt Tommy den Fall neu aufzurollen. Die Zeit drängt: Denn Anders Rask bestreitet, den Mord an Kristiane begangen zu haben - und der Fall soll neu aufgerollt werden. Als Anders aus dem Gefängnis entkommt, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...

Persönlich empfand ich diesen Thriller als wirklich gut durchdacht, psychologisch ausgereift mit einer vielschichtigen, für den Leser leicht undurchsichtigen Geschichte. Bis zum Schluss rätselt man wirklich, wer der Täter ist - umso überraschender ist das Ende, was sich als ein wahrer Cliffhanger erweist. Insgesamt ist der Roman sehr düster gehalten, was sich auch durch das Setting mitten im Winter von Oslo, durch die Covergestaltung und nicht zuletzt in den Charakteren widerspiegelt. Schon auf den ersten Seiten, als der Leser vom Mordfall Kristiane erfährt, entsteht eine geradezu beklemmende Atmosphäre. Die Morde werden nicht im Detail beschrieben. Es bleibt dem Leser überlassen, sich vorzustellen, welche Grausamkeiten die Opfer erdulden mussten. Aber das genau zeichnet diesen psychologisch feinsinnigen Erzählstil, den ich sehr gut fand, aus. Fast alle Hauptcharaktere, wie Tommy und Susanne, werden in ihren Handlungsmotiven geradezu seziert. So erfährt der Leser, dass Tommy aus einem schwierigen familiären Umfeld stammt und zu Gewaltausbrüchen gegenüber seiner Partnerin neigt. Dass er selbst ins Zielfeld des Mörders aufgrund dieser Vergangenheit gerät, macht die Geschichte aus meiner Sicht faszinierend. Man ist sich niemals ganz sicher, ob Tommy den Täter bereits kennt. Und dieses Katz und Maus Spiel zieht sich bis zum Ende durch. Susanne hingegen ist eine junge, alleinerziehende Mutter, die an sich als Mutter und als Polizistin zweifelt, aber dennoch versucht den Fall durch eigenitiative Ermittlerarbeit zu lösen. Gard Sveen ist es gelungen, den Leser auf eine atmoshphärische Reise in den norwegischen Winter mitzunehmen. Dieser Thriller erweist sich als ein wahrer Page-Turner, der düster beginnt, bald rasant an Fahrt aufnimmt, ein Kaleidoskop unterschiedlicher Motive und möglicher Verdächtiger ausbreitet - und den Leser dadurch nicht so schnell loslässt. Mich hat der Autor jedenfalls überzeugt, die Fortsetzung zu lesen.