Rezension

Auf den Spuren einer Malerin

Sei mir ein Vater
von Anne Gesthuysen

Bewertet mit 3 Sternen

Das Leben der Malerin Georgette Agutte und ihres Zeitalters eingewoben in eine Familiengeschichte in zwei Handlungssträngen, von denen leider nur einer überzeugen konnte.

Cover und Aufmachung:

Das Cover ist sehr altmodisch gehalten. Der Titel in Tönen von Alt-Rosa und
Grau umrahmt eine Schwarz-Weiß-Fotografie von 2 Frauen im Paris zu Zeiten der
Belle Époque. Es stimmt optimal auf die historische Geschichte ein.
Das Buch selbst ist als Hardcover mit Lesebändchen gestaltet und wirkt sehr
edel.

Inhalt:

Lilie wohnt in Paris. Als sie erfährt, dass der Vater ihrer Freundin Hannah am
Niederrhein schwer krank ist, beschließt sie, ihn zu besuchen. Kurz zuvor
wird sie in ihrer Wohnung von Einbrechern überrascht, die ein Bild stehlen
wollten, dem sie zuvor keine Beachtung schenkte. Im Rahmen findet sie einen
geheimnisvollen Brief einer Frau namens Georgette Agutte. Kurz entschlossen,
nimmt sie Bild und Brief mit auf die Reise. Im weiteren Verlauf starten
Lilie, Hannah und ihr Vater Hermann einen Roadtrip bis nach Frankreich und
schließlich bis auf die Antillen, um dem Geheimnis des Bildes und der Frau,
die sich als Urahnin Lilies herausstellt, auf die Spur zu kommen.

Mein Eindruck:

Nachdem ich den Vorgängerroman der Autorin "Wir sind doch Schwestern" (die
Covergestaltung ist in den gleichen Farben gehalten) mit Begeisterung
verschlungen habe, konnte ich das Erscheinen dieses Buches kaum abwarten.
Der Seitenumfang ist etwa der gleiche wie im ersten Buch, im Vergleich dazu
bin ich jedoch diesmal kaum voran gekommen bzw. es gab lange Strecken, auf
denen man das Gefühl hatte, dass Nichts bis kaum etwas passiert.
 
Die Geschichte wird in 2 Handlungssträngen erzählt:
Da ist einmal die Geschichte um Lilie, deren Vater schon früh die Familie
verlassen und sich seitdem kaum gemeldet hat. Sie sehnt sich nach einem Vater
und hat daher Hermann, den Vater von Hannah, den sie bei ihrem Austauschjahr
in Deutschland ins Herz geschlossen hat, zu ihrem Wahlvater ernannt. Der
Roadtrip der drei auf der Suche nach dem Geheimnis des Bildes auf den Spuren
ihrer Urahnin wirkte auf mich sehr konstruiert, oberflächlich und wenig
glaubwürdig. Ich hatte erwartet, dass mich das Buch/die Geschichte ergreift,
aber da ich mich mit diesen Personen so gar nicht identifizieren konnte, hat
mich die Geschichte nicht mitgerissen. Die Handlung ist einfach zu flach.

Dafür hat mich der zweite Erzählstrang, in dem das Leben der Malerin Georgette
Agutte und ihres späteren Ehemannes Marcel Sembat erzählt wird, sehr
begeistert. Hier hat man viel über die Künstlerszene der damaligen Zeit
erfahren, da Frau Agutte nicht nur selbst gemalt, sondern sie und ihr Mann
auch gute Kontakte zu damals angehenden, heute großen Künstlern wie bspw.
Henri Matisse hatten. Und nicht zuletzt wird die Liebe der beiden zueinander
so eindringlich beschrieben, dass ich sie nachempfinden und mitfühlen konnte.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der geschichtliche Handlungsstrang für
mich auch alleine funktioniert hätte, der konstruierte Rahmen in der
Gegenwart hätte gerne weg gelassen werden können. Zudem fand ich den Titel
nicht ganz passend, denn um die Vater-Tochter-Geschichte geht es hier nur
sehr hintergründig.

Ich halte es der Autorin zugute, dass sie hier wieder einen spannenden Teil
ihrer eigenen Familiengeschichte aufgearbeitet hat wie bereits in ihrem
ersten Roman. Leider diesmal nicht so gut gelungen, sehr schade.

Fazit:

Das Leben der Malerin Georgette Agutte und ihres Zeitalters eingewoben in eine
Familiengeschichte in zwei Handlungssträngen, von denen leider nur einer
überzeugen konnte.