Rezension

Auf der Flucht

So, und jetzt kommst du
von Arno Frank

Bewertet mit 4 Sternen

Der Ich-Erzähler in „So, und jetzt kommst du“ erzählt uns von seiner Kindheit. Diese wurde vor allem durch den Vater geprägt, der immer irgendein Geschäft am Laufen hatte und davon überzeugt war, dass sie bald reich sein würden. Doch selbst ein Kind merkt, dass etwas nicht stimmt: sie müssen aus ihrem Haus ausziehen, der Vater bekommt Briefe mit offiziellen Wappen, die er jedoch nicht öffnet. Und immer wieder das Versprechen, dass sie bald reich sein würden. Eines Tages ist es dann scheinbar so weit, von einem Tag auf den anderen fahren sie nach Südfrankreich, Vater, Mutter, der Erzähler und seine beiden kleinen Geschwister. Doch diese Auswanderung erinnert eher an eine Flucht und das ist sie auch.

Nachdem ich die ersten Seiten von „So, und jetzt kommst du“ gelesen hatte, habe ich eine skurrile Familiengeschichte mit schrulligen Charakteren erwartet. Aber schon bald hat mich die Wahrheit eingeholt. Denn der Vater ist ein Hochstapler und auf der Flucht vor der Polizei und die Kinder müssen es ausbaden. Die Eltern haben kaum Verantwortungsbewusstsein für ihre Kinder, der Vater ist phasenweise sogar aggressiv und gewalttätig, die Kinder haben manchmal nicht mal genug zu essen und sind meistens auf sich alleine gestellt. Der Vater versucht sogar, den Sohn auf seine Seite zu ziehen, indem er ihm erklärt, wie man sich im Leben durchtricksen kann, denn: „Jeden Tag steht irgendwo ein Dummer auf.“

Dabei bleibt der Ton des Erzählers immer leicht und man merkt, wie sich Kinder ihrer Umgebung und den Umständen anpassen können, wie sie immer versuchen, das Beste aus einer Situation zu machen. Das ist dem Autor sehr gut gelungen.

Das bedrückendste an dem Buch ist, dass der Arno Frank anscheinend seine eigene Kindheit schildert. Solche Erfahrungen wünscht man wirklich niemandem! Während er Lektüre hat mein Mutterherz die ganze Zeit geweint und ich hätte am liebsten nicht weitergelesen. Die Kinder werden seelisch und körperlich misshandelt und vernachlässigt, ebenso die Hunde, die später angeschafft werden.

Trotz der Kritikpunkte (die sehr subjektiv sind) gebe ich vier Sterne, denn: Erzählen kann der Autor. Man sollte sich vor dem Lesen aber gut überlegen, ob man sich auf solch eine bedrückende Geschichte einlassen kann und will.