Rezension

Auf der Suche nach den Wurzeln

Die Töchter des Roten Flusses - Beate Rösler

Die Töchter des Roten Flusses
von Beate Rösler

Bewertet mit 4 Sternen

"*Beate Rösler*" entführt mit ihrem Familienroman "*Die Töchter des Roten Flusses*" den Leser nach Vietnam und in die DDR. Das Buch erscheint 2017 im "*Aufbauverlag*". Tuyet ist 29, erfolgreiche Anwältin und als Kind eines Vietnamesen in der DDR groß geworden. Als ihre deutsche Mutter an Krebs stirbt, erfährt sie durch Briefe von ihrer leiblichen vietnamesischen Mutter, die in Hanoi lebt. Verwirrt und ohne Erinnerung an diese Frau macht sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und taucht in die ihr unbekannte Seite ihrer Vorfahren ein. Dabei stösst sie auf weitere Überraschungen und erlebt das Abenteuer ihres Lebens.

Dieser Roman führt den Leser dank ausgezeichneter Recherche durch Beate Rösler in die Vergangenheit und zeigt das Leben der Studenten und Leiharbeiter aus Vietnam in ihrem sozialistischen Bruderland DDR in den letzten 30 Jahren. Aber sie zeichnet auch ein Bild vom Leben in Vietnam, ein buntes, fast herrlich touristisch wirkendes aus der Gegenwart und die grausame andere Seite aus den schrecklichen Kriegsjahren in Vietnam, die viele Überlebende in der Fremde ihr Glück suchen ließen. So erging es auch Tuyets Vater, der zum Medizinstudium in die DDR ging. Seine Frau Hanh folgte ihm dann als Leiharbeiterin, ging dann aber später wieder zurück nach Vietnam.

Es ist überaus fesselnd mitzuerleben, wie Tuyets Elternbild zerbricht und sie sich bei ihrem Besuch in Hanoi, der Stadt am Roten Fluss, auf die Suche nach ihrer Mutter und Familie macht.

Beate Rösler lässt den Leser wunderbar eintauchen in die authentisch wirkende Atmosphäre der heutigen Straßen Vietnams, die der farbenfrohen Märkte und fremden Landschaften, die kulturellen Gegebenheiten und die Lebensbedingungen der Menschen und den aufkommenden Tourismus. Man sieht aber auch in die Vergangenheit und sieht erschütternde Bilder von den erlittenen Grausamkeiten des Vietnamkrieges und sieht auch die Schwierigkeiten der DDR-Vietnamesen, die fern ihrer Heimat lebten. Dabei spürt die Autorin vielen Seiten nach und der Leser erhält viele wissenswerte Einblicke in diese Thematik, die einen neuen Blick auf diese Länder vermittelt.

Die Protagonistin Tuyet ist es, die gemeinsam mit dem Leser diese Schauplätze aufspürt und dabei ihre eigenen Wurzeln und ihre Mutter sucht und findet. Es ist ein Weg, der auch Tuyet an ihrer eigenen Partnerschaft zweifeln lässt, der es manchmal schwierig macht, die Vorkommnisse zu glauben. Denn mehrfach ist es Kommissar-Zufall, der Tuyets Wege lenkt und sie ihrer Familie näher bringt. Doch die Glaubwürdigkeit finde ich nicht so relevant, viel wichtiger finde ich die Konsequenzen und Lebenswege, die Tuyet, aber auch ihre Familienmitglieder nach dem gegenseitigen Kennenlernen nun einschlagen. Wie findet das Wiedersehen statt und welche Beweggründe gab es für die Trennung der Eltern und der Familie? Vor dem Hintergrund der Bruderländer Vietnam-DDR hat Beate Rösler einen einfühlsamen, zügig zu lesenden fast 600 Seiten starken Wälzer geschrieben, der neue Einblicke auf geschichtliche Hintergründe zulässt, aber auch ein ganz besonderes Familienepos abbildet.

 

Dieses Buch ist genau richtig für Leser, die Interesse an einer Mischung aus Beziehungs- und Familiengeschichte und spannender vietnamesischer Historie haben.