Rezension

Auf der Suche nach der Wahrheit

Das Buch der Spiegel - E. O. Chirovici

Das Buch der Spiegel
von E. O. Chirovici

Bewertet mit 4 Sternen

Ein ungelöster Mordfall Ende 1987 - hiermit befasst sich das Manuskript, dessen Teilauszug Richard Flynn dem Literaturagenten Peter Katz zukommen lässt. Bereits in seinem Anschreiben lässt Flynn durchklingen, den Mörder dank seiner Erinnerungen an die damalige Zeit zu kennen. Als Peter Katz nach Sichtung des Auszugs um den restlichen Teil des Manuskripts bitten will, liegt der Autor jedoch bereits im Sterben, sein Manuskript bleibt unauffindbar. Doch lässt den Literaturagenten der Mord keine Ruhe, und so beauftragt er den befreundeten Journalisten John Keller, für ihn zu recherchieren...

 

"... und ich dachte an die Labyrinthe aus Zerrspiegeln, wie es sie früher auf den Jahrmärkten gab - alles, was man dort drinnen sah, war falsch und wahr zugleich." (Zitat)

 

Der Roman des transsilvanischen Autors E. O. Chirovici (ausgesprochen: Kirowitsch) ist ein Buch über Erinnerungen, über subjektive und objektive Wahrheiten. Dabei setzt er Details geschickt ein und kann so mit wenigen Worten viel ausdrücken. Ist der Beginn eher schleppend, da das Manuskript des Richard Flynn wie ein nachträglich verfasstes, durcheinander geschriebenes Tagebuch anmutet, entwickelt sich der Roman nach und nach zu einer Sammlung Puzzleteile, welche nicht zusammenpassen: Widersprüchliche Aussagen der Zeugen und Verdächtigen halten den, ansonsten keine allzugroßen Höhen aufweisenden, Spannungsbogen über lange Zeit aufrecht, verwirren Ermittler wie Leser. Zudem ist es nicht nur die Frage nach dem Mörder, sondern vor allem auch nach dem Motiv, welche den Leser zum Miträtseln auffordert.

Jeder Abschnitt des Buches, ebenso sowie das Manuskript, ist aus der Sicht eines anderen Ich-Erzählers verfasst. So kommen nebst Peter Katz und Richard Flynn auch der Journalist John Keller sowie der Ex-Polizist Roy Freeman zu Wort und gewähren nebst ihren Ermittlungen und Gedanken kurze Einblicke in ihr (bisheriges) Leben. Leider bleiben in Tiefe und Vielschichtigkeit einige Charaktere etwas auf der Strecke. Zudem hätte mir unterschiediche Erzählstile passend zum jeweiligen Ich-Erzähler gewünscht, um dem Roman mehr persönliche Tiefe zu verleihen. Dennoch hat mir das Miträtseln Spaß gemacht und ich wünsche dem Autor viel Erfolg bei seinem Schritt in den internationalen Markt der Literatur!