Rezension

Auf glühendem Eis kann man leider nicht warm werden

Auf glühendem Eis - Mike Mateescu

Auf glühendem Eis
von Mike Mateescu

Bewertet mit 2 Sternen

Krimi mit toller Idee und Züricher Lokalkolorit, die Ausführung leider mäßig spannend und durch die überzogene Sprache oft quälend zu lesen.

Cover:
Das Cover mit dem zersplitterten Eis sowie der rot hervorgehobene Titel sprachen mich sehr an und ließen auf einen spannungsgeladenen Krimi schließen.

Inhalt:
Die 23 jährige Enitta ist Privatdetektivin, deren Geschäfte schlecht laufen, sodass sie sich mit anderen Jobs über Wasser halten muss. Um ihr Geschäft anzukurbeln, ersinnt sie die Idee, ein Kunstwerk, die "Zorilla-Rose" zu finden, das gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf mysteriöse Weise verschwand und dass von vielen bereits vergeblich gesucht wurde.

Mein Eindruck:
Dies ist nach "Mordsfondue" der zweite Teil der Enitta-Reihe des Autors, für mich war es jedoch der erste Enitta-Fall. Cover und Klappentext ließen mich einen spannenden Krimi erwarten, in dem man Züricher Lokalkolorit zu schnuppern bekommt und zudem noch historische Hintergründe der Schweiz erfährt.
Der Einstieg in den ersten Kapiteln gefiel mir auch sehr gut. Der Leser wird gleich an einen düsteren Ort verschlagen und Zeuge eines bedrohlichen Gesprächs, wenig später geben eine Reihe von scheinbar nicht zusammenhängenden und teilweise sehr skurril anmutenden Verbrechen der Polizei und somit dem Leser Rätsel auf. Soweit, so gelungen.

Im weiteren Verlauf verliert sich dieser zu Beginn gut angelegte Spannungsbogen leider sehr schnell. Man begleitet Enitta zu ihrer Arbeitsstelle, die sie als Zubrot zur Detektei benötigt und bei der der Leser Zeuge des tagtäglichen Bürowahnsinns wird. Hier gelingen dem Autor zwar ein paar nette Anspielungen auf die moderne Welt und den Wahnsinn der Globalisierung, aber die Passagen sind mir viel zu weitschweifig, es werden viele Personen eingeführt, die im Prinzip nichts mit der Krimihandlung zu tun haben und im Endeffekt wirkt alles etwas zu überzogen, zu stark gewollt witzig. Aber wenigstens habe ich an einigen Stellen schmunzeln müssen, was auch für einige sehr liebevolle Beschreibungen von Winkeln der Stadt Zürich gilt. Hier kam tatsächlich das Züricher Lokalkolorit zum Tragen.

Neben Enittas Arbeit bekommt der Leser auch einen tiefen Einblick in ihr Privatleben: sie ist offenkundig eine Partymaus und verdreht Männern den Kopf, weiß aber nicht so wirklich, was sie vom Leben und von der Männerwelt als solches will. Sie wirkt eher ziellos als zielstrebig, was sich auch auf ihre Ermittlungen auswirkt. Sie stolpert eher zufällig in ihre Ermittlungsfortschritte hinein und am Ende findet zwar alles eine Auflösung, aber ich hatte den Eindruck, dass der Autor alles auf Biegen und Brechen zu einem Ende führen wollte. Es wirkte nicht realistisch, stellenweise gar wie eine Parodie auf einen Krimi, wie ein seltsam surrealer Traum.

Neben der mäßigen Spannung kommt hinzu, dass die Dialoge in Enittas Welt den Eindruck machen, überzogen "cool" zu sein. Selbst mit dem Glossar einiger schweizerischen Begriffe schaffte ich es oft nicht, den Sinn/Inhalt der Gespräche zu verstehen. Da sie für den Kriminalfall kaum Relevanz besaßen, habe ich diese ab der Romanmitte nur noch quergelesen. Durch diese "coole" Sprache und die vielen, nicht relevante Nebensächlichkeiten habe ich mich den größten Teil durch den Krimi nur durch gequält und war kurz davor, abzubrechen.
Ich konnte mich auch für Enitta überhaupt nicht erwärmen, ihr Handeln war für mich so gut wie gar nicht nachvollziehbar und sie blieb bis zum Ende des Buches für mich nur sehr oberflächlich. Ihre Persönlichkeit war nicht greifbar für mich.

Fazit:
Krimi mit toller Idee und Züricher Lokalkolorit, die Ausführung leider mäßig spannend und durch die überzogene Sprache oft quälend zu lesen.