Rezension

Auftakt zu einer neuern Krimi-Serie

Mord in der Provence - Sandra Åslund

Mord in der Provence
von Sandra Åslund

Bewertet mit 4 Sternen

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Hannah Richter, Kommissarin aus Köln, versieht im Rahmen eines EU-Austauschprogrammes, zum Leidwesen des örtlichen Kommandanten, ihren Dienst im kleinen Ort Vaison-la-Romaine. Hier kann sie ihrer Leidenschaft für römische Geschichte nachgehen, da es eine Vielzahl von historische Stätten und Ausgrabungen gibt. Noch dazu gibt es außer Taschendieben keine nennenswerten Kriminalfälle. Doch das sollte sich bald ändern.

Im Amphitheater von Orange wird Arnaud Brunel erhängt aufgefunden. Die französische Polizei, allen voran Hannahs Chef Claude-Jean Bernard, geht von einem Selbstmord aus. Die Ermittlungen werden, trotz Hannahs Vorbehalte, unverzüglich eingestellt.

Auch beim zweiten Toten, der ebenfalls in einem antiken Theater, nämlich in Nimes, gefunden wird, kommen bei Hannah Zweifel an der Unfallversion auf. Bernard verbietet Hannah abermals, weitere Recherchen durchzuführen.

Alle Alarmglocken läuten bei Hannah, als bei einem privaten Ausflug ein dritter Toter unter dem berühmten Pont du Gard entdeckt wird.

Was verbindet die drei Toten, außer den Auffindungsorten an jeweils einer antiken Ausgrabung?

Gemeinsam mit Serge, Penelope und der engagierten Polizistin Emma gelingt es Hannah, Zusammenhänge zu rekonstruieren.

Schreibstil/Spannung/Charaktere:

Der Krimi ist flott und flüssig geschrieben. Leider bedient sich die Autorin mehrerer klassischer Klischees, von denen in vielen anderen Krimis auch zu lesen ist. Da sind zum einen die frauenfeindliche Einstellung der französischen Polizei und zum anderen das „Laissez-faire“ bei den Ermittlungen. Ich glaube nicht, dass die französische Polizei so schlampig arbeitet. Auch die Ressentiments der deutschen Kommissarin gegenüber sind nicht wirklich notwendig. Ob eine Austauschbeamtin wirklich im Alleingang Verhöre durchführen darf?

Interessant fand ich die drei als „Einschübe“ deklarierten Ausflüge in die Mythologie. Da hätte mir, als alter Lateinerin, die Überschrift „Interludium“ besser gefallen.

Bei einem Provence-Krimi darf natürlich die Beschreibung der Landschaft und der Kulinarik nicht fehlen.

Das Privatleben Hannahs ist mir einen Hauch zu breit ausgewalzt. Das dämpft für mich manchmal den Spannungsbogen.

Das Ende ist auf den ersten Blick ein wenig unbefriedigend, doch liegt die Vermutung nahe, dass dies der Auftakt zu einer Krimi-Serie sein soll. Andeutungen gäbe es ja einige.

Die Charaktere sind recht gut gelungen. Hannah tritt für mein Gefühl manchmal ein wenig zu forsch auf und bestätigt dadurch die Vorurteile ihres Chefs.

Ein netter Krimi, der noch ein wenig Luft nach oben hat.