Rezension

Aus dem Leben gegriffen

Alte Geschichten - Elfriede Hammerl

Alte Geschichten
von Elfriede Hammerl

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Ehefrau, die mit „Ich verlasse dich!“ herausplatzt, weil ihr Mann ihre Gedanken nicht lesen kann, eine andere Frau, die sich nicht in alte Muster pressen lässt, eine, die nie ihr eigenes Leben führen konnte, eine, die sich trotz Pensionsreife nicht als Oma gerieren will.

Über diese Frauen und noch einige mehr erzählt Elfriede Hammerl ihre Geschichten. Es sind zu meist Frauen, nicht immer nur „Alte“, die sie in den Mittelpunkt ihrer Erzählungen stellt. Aus dem Leben gegriffene Szenen, in denen sich viele wahrscheinlich wieder finden können, schreibt sie bissig, scharfsinnig, präzise über Neuanfänge, verpasste Gelegenheiten, Resignation und Aufbegehren. Sie hält aber auch ein Plädoyer für ein Leben in Würde und Selbstbestimmung im Alter, dass Altsein nicht gleichbedeutend ist mit einem Leben ohne Freude, ohne Lust am Leben. Selbstgewähltes Alleinsein muss nicht mit Einsamkeit einhergehen.

Neun Geschichten, die berühren, verärgern, nachdenklich stimmen aber auch amüsieren. Sprachlich perfekt, aktuell. Für mich, die ich mit Kurzgeschichten manchmal so meine Probleme habe, konnte jede Geschichte für sich genießen, häppchenweise, die man sich quasi auf der Zunge zergehen lassen kann. Davon hätte ich gerne mehr. Zum Glück gibt es ja das Profil, wo die Autorin regelmäßig eine Kolumne schreibt.