Rezension

Aus dem Lüftchen wird ein Wirbelwind!

Night School 02. Der den Zweifel sät - C. J. Daugherty

Night School 02. Der den Zweifel sät
von C. J. Daugherty

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Manchmal kam es Allie so vor, als ob man sie rein zufällig aus ihrer 08/15-Welt herausgehobenund mitten in das Leben eines anderen verpflanzt hätte. Ein Leben, in dem es ständig “Jeder gegen jeden“ hieß. [...] Doch sie lernte allmählich, wem sie vertrauen konnte."
[“Night School 02 // Daugherty // S.29]

Erster Satz:
"Isabelle, ich brauche Hilfe!"

Inhalt:
Nachdem Allie in den Londoner Straßen der Nacht nur knapp einigen Verfolgern in schwarzen Anzügen entkommen ist, ist allen klar, dass sie nur auf Cimmeria wirklich sicher sein kann. Um ihren Schutz zu gewährleisten wird sie ein vollwertiges Mitglied der Night School und muss das, was man lange lernen muss, in kürzester Zeit schaffen. Doch nicht alle nehmen ihren Eintritt in die Night School positiv auf, zumal Allie das Geheimnis ihrer wahren Abstammung noch immer verborgen hält. Als sie dann auch noch die Aufgabe von der Night School bekommt, Carter zu verhören, da es irgendwo auf Cimmeria einen Spion gibt, beginnt Allies Leben sich zu wenden. Eben noch war sie glücklich mit Carter und schon beginnt sie, ihm zu misstrauen. Ist er wirklich der, für den sie ihn hält? Und warum traut er ihr so wenig zu? Da wirken Sylvains Zuversicht und seine strahlend blauen Augen umso verlockender. Doch schon bald muss Allie herausfinden, dass das Leben in der Night School aus größeren Herausforderungen besteht, als sie es sich je gedacht hätte...

Schreibstil:
Internatsatmosphäre, Umgangssprache und Jugendlichkeit - das alles findet man im Schreibstil vom zweiten Band der Reihe um Allie und die Night School. Die Geschichte liest sich wie schon vom Vorgänger bekannt sehr simpel und schnell weg und ist dabei extrem jugendlich gehalten. Slang, Ellipsen und das ganze Programm von gesprochener Sprache wird in den Dialogen immer gut umgesetzt, auch wenn das natürlich zur Folge hat, dass es sich meist nicht ganz so schön anhört und liest, einfach, weil man Poesie und Schnörkel hier vergebens sucht. Aber irgendwie passt das auch zu der Geschichte und wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, macht auch der Stil Spaß.

Meine Meinung:
Es gibt Orte, an die kehrt man zurück, weil man weiß, dass man sich dort zu Hause fühlt - zum Beispiel Hogwarts - und es gibt Orte, an die kehrt man zurück, ohne zu wissen, dass man sich dort zu Hause fühlt. Wie in diesem Fall. Nicht, dass man Hogwarts und Cimmeria vergleichen könnte, dafür fehlt den Night School Büchern einfach die hintergründige Cleverness und der Charme, aber irgendetwas scheint mich doch gefesselt zu haben, denn kaum hatte ich die ersten Seiten des zweiten Bands gelesen, war ich auch schon wieder dort - auf Cimmeria und habe gerätselt und Geheimnisse lösen wollen. Und das obwohl der erste Band gerade einmal mittelmäßig war! Vielleicht liegt es an der Internatsatmosphäre, die mich eben doch immer wieder kriegt, vielleicht aber auch an den Figuren, die ich - zu meiner Überraschung - in mein Herz geschlossen habe. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass "Night School 2: Der den Zweifel sät" tatsächlich ziemlich spannend ist und mich ganz schön mitreißen konnte.

Und das obwohl Daugherty das Liebesdreieck bis zur Grausamkeit ausreizt und es einen ziemlich großen Teil der Geschichte ausmacht. Und hier ist der Begriff tatsächlich angebracht, denn in den meisten anderen Büchern weiß man von Anfang an, wen unsere Heldin denn nun wählen wird - hier weiß ich es ehrlich gesagt nicht. Was leider nicht bedeutet, dass mir das Hin und Her sonderlich gefallen würde, es ist nur einfach nicht allzu offensichtlich, was dann doch irgendwie wieder ein Pluspunkt ist. Was mich allerdings gerade an der Liebesgeschichte stört, ist die Tatsache, dass die Autorin dem Leser keine Chance lässt, einen von beiden zu präferieren - viel mehr drängt sie einen immer in die Richtung, die auch Allie gerade einschlägt. Sprich, wenn sie Sylvain gut findet, ist er auch besonders höflich und liebenswürdig, während Carter grimmig und motzig ist. Das ist zwar ein Weg, das Drama auch für den Leser greifbar zu machen, aber doch ein ziemlich hinterhältiger.

"Wenn Allie darüber nachdachte, ließ sich ihr Leben in der Cimmeria Academy immer eindeutig in zwei Epochen einteilen: vor dem Sommerball und danach. Vor Carter und danach. Und nun: Vor Wahrheit oder Pflicht. Und danach. Vor Wahrheit oder Pflicht war sie ein Niemand gewesen. [...] Und seitdem? War sie ein Star."
[S. 331]

Wenn Allie aber mal nicht an einen der zwei Jungs denkt, legt die Geschichte ganz schön an Tempo zu. So kommt im zweiten Band der Reihe einiges zusammen und während sich nebenbei einige Fragen aus dem ersten Band lösen, schleichen sich von hinten schon wieder neue an, die es zu beantworten gilt - bei einer solch langen Reihe ist das natürlich ein unverzichtbarer Faktor. Auch die Figuren überraschen immer wieder und man lernt einige neue Gesichter kennen, die man in sein Herz schließen kann. Zwar sind viele der Figuren etwas stereotypisch gehalten und gerade was die Erwachsenen angeht, kann man ja tatsächlich nur den Kopf schütteln (wie blind kann man in so einem Job eigentlich sein?!), da sie einfach etwas überspitzt und hilflos dargestellt werden. Ansonsten hat mich aber gerade dieser Teil sehr an die Figuren gekettet, was ich zu Beginn des Buches eigentlich gar nicht erwartet habe - bin ich doch eher mit der Erwartung an das Buch gegangen, dass es ebenso mittelmäßig wird, wie sein Vorgänger.

Der Zweifel wird hier übrigens tatsächlich auf jeder Seite gesät und so wird nicht nur Allie, sondern auch der Leser immer paranoider. Direkt zu Beginn des Buches wird verdeutlicht, dass es auf Cimmeria einen Spion gibt und diese Problematik zieht sich dann auch durch das ganze Buch. Immer wieder gibt es kleine Hinweise und Daugherty legt Brotkrummen, wo sie kann, um den Leser in die Irre zu führen. Diese kleine Katz-und-Maus-Spiel ist sehr gelungen und macht das Buch spannend und unterhaltsam zugleich. Zweite Bände müssen nicht immer nur Lückenbüßer sein - in diesem Fall beweist Daugherty das mit einer großen Portion Unterhaltung und schafft es - trotz einiger Schwächen - den Leser immer bei Laune zu halten.

Fazit:
Aus dem lauen Lüftchen vom ersten Band hat sich im zweiten Teil der Night School Reihe ein kleiner Wirbelsturm entwickelt. Cimmeria ist für mich ein kleines Stückchen zu Hause geworden und ich liebe es, gemeinsam mit Allie, die Mauern des Gebäudes zu erkunden und Stück für Stück neue Geheimnisse und Gefahren freizulegen. Das Liebesdreieck wird dem Leser teilweise etwas aufgezwungen, was schade ist, da man oft kaum selbst entscheiden kann, wer von den beiden Jungs denn nun die bessere Wahl für Allie ist, doch alles in allem gelingt Daugherty ein unterhaltsames Buch mit vielen Elementen, die für Spannung, Spaß und Abenteuer sorgen. Mehr davon!