Rezension

Ausgefallen, aber sehr gut

Saukatz - Kaspar Panizza

Saukatz
von Kaspar Panizza

Bewertet mit 4.5 Sternen

In einem Mietshaus in Schwabing wir die Leiche von Oskar Hacker, einem arbeitslosen schriftstellerisch tätigen Mann gefunden. Auf seiner Brust sitzt eine große schwarze Katze. Täuscht sich Hauptkommissar Thomas Steinböck oder redet die Katze mit ihm? Er meint sie jedenfalls hören zu können. Da er gerade erst von der Mordkommission in Starnberg nach München zwangsversetzt worden ist, wird dieser Mord sein erster Fall. Zusammen mit der etwas übergewichtigen aber sehr kompetenten Polizeianwärterin Ilona Hasleitner und dem Schwarzen im Rollstuhl, Kommissar Emil Mayer, macht er sich auf die Suche nach dem Mörder. Immer dabei – die Katze des Toten, die er liebevoll Frau Merkel nennt.

Ich liebe Geschichten, die in meiner Stadt, in München, angesiedelt sind. Daher musste ich dieses Buch einfach lesen. Das es kein klassischer Krimi sein würde, verrät schon der Klappentext. Gerade das hat mich mal wieder gereizt. Und ich wurde in meinen Erwartungen nicht enttäuscht.

Humorvoll locker-leicht und flüssig liest sich die Geschichte, in der die Gedanken von Frau Merkel, der mallorquinischen Wildkatze, kursiv dargestellt werden. Mir macht es Spaß, dass ich bei den Ermittlungen, egal wo sie in der Stadt gerade stattfinden, mittendrin bin. Und immer ist auch eine Spur Humor mit dabei.

HK Thomas Steinböck trinkt hier und da etwas zuviel Whisky, ist 60er-Fan, was ihn für mich doppelt sympathisch macht, poltert rum und hat doch ein ganz großes Herz. Die Assistentin Ilona Hasleitner, die er sich sofort an Land gezogen hat, gibt der Geschichte mit ihren münchnerischen Spracheinlagen den lokalen Anstrich. Und auch der Dritte im Bunde, Emil Mayer, macht im Rolli sitzend bei den Recherchearbeiten eine sehr gute Figur. Die anderen Figuren, sei es die neue Vermieterin von Steinböck mit ihrer roten Pumucklfrisur, ihre Großeltern, die im gleichen Haus wohnen oder der Schachpartner von Hacker, der auch ermordet wird - alle sind intensiv beschrieben und sehr gut vorstellbar.

Es geht um Medikamentenversuche in der DDR und bei Obdachlosen heute, um die Münchner Wohnungsmieten, Mobbing im Kommissariat, Missbrauch und Gewalt in der Familie. Alles aber so gut verpackt, dass es sich wunderbar in die Geschichte einfügt. Und immer dabei, die Gedanken von Frau Merkel.

Ein ungewöhnliches Ermittlerteam, etwas aus dem Rahmen fallende Protagonisten und eine Geschichte, deren Ende ich so absolut nicht erwartet habe, haben mich gefesselt und ich freue mich auf eine hoffentlich bald erscheinende Fortsetzung mit einem neuen Fall aus dem Münchner Kommissariat.