Rezension

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Ausgesprochen lesenswert!

Drei auf Reisen - David Nicholls

Drei auf Reisen
von David Nicholls

Nach "Zwei an einem Tag" und "Keine weiteren Fragen" habe ich nun auch "Drei auf Reisen" von David Nicholls gelesen - und kann jedem, der das Buch einmal angefangen hat nur raten, es bis zur allerletzten Seite zu Ende zu lesen. Ich glaube ich habe selten etwas gelesen, dass so menschlich-absurd beginnt und so... authentisch und glaubwürdig endet. Worum es geht?

Inhalt:

 

Mit den Worten seiner Frau Connie: "Ich habe das Gefühl, unsere Ehe ist am Ende, Douglas. Ich glaube, ich will dich verlassen" gerät das Leben des Protagonisten Douglas in die Schieflage. Diese Gedanken seiner Frau sind ihm bisher völlig unbekannt und auch unvorstellbar gewesen. Connie sieht den Auszug ihres Sohnes Albie als guten Zeitpunkt, etwas Neues zu beginnen. Allerdings hat die Familie noch eine Reise geplant. Die "Grand Tour" durch alle bedeutenden Städte Europas, als Studieneinstieg für ihren Sohn Albie. Eine Reise auf welche sie laut Connie dennoch nicht verzichten müssen. Also brechen Connie, eine Künstlerseele, die beschlossen hat ihren Mann zu verlassen, Douglas, ein Workaholic, der das Gegenteil will und Albie, der sich wie sich herausstellt mit seiner Mutter hervorragend und dem Vater gar nicht versteht, zusammen auf um einen letzten gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Komplikationen inbegriffen.
Während Albie keinerlei Lust auf die Reise mit seinen Eltern hat und lieber allein losziehen würde und Connie versucht sich irgendwie in einer Situation zu positionieren, von der sie bereits beschlossen hat diese zu verlassen, hat Douglas sich fest in den Kopf gesetzt, seine Ehefrau umzustimmen und hofft, die alten Urlaubsorte ihrer glücklicheren Tage würden Connie daran erinnern, was sie im Begriff war aufzugeben. Ein Plan, der durch Streitigkeiten mit Albie und dem immer wieder deutlich werdenden von völlig unterschiedlichen Charakter- und Ansichtsweisen von Douglas und Connie laufend in Gefahr ist komplett schief zu gehen. Unerwartete Wenden in der Geschichte führen zu einem sehr menschlichen Ende, das mir weder kitschig noch hoffnungslos erscheint.

 

...und sonst?!

Wichtig ist allerdings nicht, wie die Geschichte anfängt oder ausgeht, sondern im Grunde alles dazwischen! Denn in Douglas Erinnerungen werden wir nicht nur durch sein Leben, sondern durch 'Leben ansich' geführt, durch Entscheidungen und deren Folgen, durch Erkenntnisse darüber, wie sich die Dynamik zwischen zwei Menschen ändern kann, wenn ein Dritter hinzukommt und wie das was man 'sagt und nach außen hin vermittelt' und das 'was man denkt und meint' Etwas völlig unterschiedliches sein kann. Wir erleben, wie man manchmal nicht dazu in der Lage ist, aus seiner eigenen Erziehung auszubrechen und etwas 'anders' zu machen, aber auch wie es eben manchmal doch klappt. Wir erleben, wie Douglas zwischen sich selbst, seinen Wünschen, Schuldgefühlen und seinem väterlichen Pflichtgefühl versucht, irgendwie 'das Richtige' zu tun und auch, dass er gar nicht immer weiß, was das ist.
Und wenn das Buch uns etwas darüber sagt, dass es Dinge gibt um die das Kämpfen sich lohnt, dann sagt es uns letztlich auch etwas darüber, dass es Dinge gibt bei denen es sich lohnt, das Kämpfen einzustellen. Darüber, in wie weit sich Menschen verändern können und in wie weit eben nicht. Und das vielleicht auch gar nicht sollten.

Für mich:

Obwohl weder die Thematik noch die Handlung mir freiweg zustimmen würden: Das hier ist für mich ein positives Buch! Es wirkt ehrlich und authentisch in den Fehlern aber auch den Stärken, mit denen es die Charaktere beschreibt. Es zeigt uns, dass Menschen Fehler machen - und Fehler Menschen!
Es zeigt, dass wir Dinge beeinflussen können, aber nicht alle. Ein ungemein beruhigender Gedanke, wenn ihr mich fragt.

_Sas_