Rezension

Auslöschung der Dummheit

Rauhnacht - Max Pechmann

Rauhnacht
von Max Pechmann

Bewertet mit 1 Sternen

Diese Rezension bezieht sich auf das Hörbuch, das hier im Archiv nicht aufgeführt ist.

Alle dreißig Jahre überfällt die Wilde Jagd Tiefenfall, einen abgelegenen Ort in den Alpen. Hexen, Dämonen, Werwölfe, Lamien und sonstige grausige Wesen töten, verstümmeln und entführen Menschen, sobald sie ihrer habhaft werden. Davon weiß Titus Hardt nichts, der auf Einladung seines alten Freundes Gregor Kranz in den "kleinen" Ort kommt. (Klein schreibe ich deshalb in Anführungszeichen, weil die scheinbar Millionen Einwohner haben, dazu später mehr.) Titus, der als Schriftsteller gerade unter einer Schreibblockade leidet, hofft, hier wieder zu Ideen und Bock aufs Schreiben zu kommen. Gregor, der angeblich Wissenschaftler ist, will hier übliche Gebräuche erforschen, am intensivsten die Rauhnacht, die von allen Einwohnern gefürchtet wird. Bereits am ersten Abend sieht Titus, wie Einwohner am Dorfrand eine Palisade aus geschlagenen Stämmen errichten; auch werden er und sein Freund von dem Bewohnern nicht nur misstrauisch, sondern geradezu feindlich behandelt. Und dann geht das Grauen los ...

... und hört leider bis zum Ende des Buches nicht auf. Das Grauen ist durchaus nicht den Lamien und/oder Hexen, Dämonen und anderen Wesen zuzuschreiben, die wirklich einfach nur ihr Bestes geben. (Nämlich diese unfassbare Dummheit in dem Dorf auszurotten. Go, Witches, go!) Das Grauen betrifft den Aufbau des Buches, die Handlung, die auftretenden Personen. Normalerweise ist man ja auf der Seite der Angegriffenen, hier habe ich jederzeit den Monstern die Daumen gedrückt, alles schnell zu einem Ende zu bringen. Warum? Wo soll man da anfangen? Vielleicht wegen absoluter Sympathielosigkeit sämtlichen Protagonisten gegenüber. Da fängt es nämlich schon mal an. Weder Titus, der eigentlich nur mit seinem Schwanz denkt, noch Gregor, dessen Assistentin, oder Lisa, die Haushälterin, konnten mit irgendwas punkten. Intelligenz war ohnehin nicht vorhanden, denn keiner von ihnen tat mal irgendwas, was jeder andere getan hätte. Zum Beispiel mal Hilfe von Polizei oder Armee zu holen. Wozu auch, hier verschwinden ja nur spurlos Kinder oder werden nachts Leute von Monstern zerrissen.

Dann diese "Dorf"bewohner. Es hieß, Tiefenbach sei ein kleiner, abgelegener Ort. Wie viele Einwohner erwartet man dort? 300 vielleicht? Maximal? Trotzdem werden schon in der ersten der Raunächte über 50 Männer abgeschlachtet, was nichts daran ändert, dass immer noch an allen Ecken und Enden Leute von Hannes, dem menschlichen Antagonisten auftauchen, die irgendwas beobachten können. Meistens noch, während sie auf Leben und Tod mit Monstern kämpfen. Echt aufmerksam, diese Typen, auch wenn sie nicht bis drei zählen können. Überhaupt ist Denken keine Stärke von irgendwem aus dem Buch. Am Abend vor der ersten Rauhnacht fangen sie mal gerade an, eine Palisade am Dorfende zu bauen. Das kann man nämlich nicht schon mal das ganze Jahr über tun - möglicherweise würde das stressfrei abgehen, wer will das schon? Außerdem: Welchen Sinn hat EINE Palisade an EINEM Ende, bitteschön? Es gibt doch vier Himmelsrichtungen? Und die meisten Monster konnten eh fliegen, und selbst wenn die "gesegnete" Palisade sie dort abhält - hey, fliegen wir einfach mal woanders lang, oder? Ich könnte über die unendliche Dummheit in diesem Buch seitenweise referieren. Anfangs habe ich die abwegigen Handlungen und Dialoge auf mein Fieber geschoben - ich habe das Buch während ich krank war gehört -, aber leider war dem nicht so, ich war nicht allein beim Hören, und mir wurde glaubwürdig versichert, dass alles, was ich hörte, auch dem entspricht, was der Sprecher erzählt. Überhaupt, der Sprecher. An und für sich ist er ja nicht schlecht, aber wenn er die Dialoge zwischen den Dorfbewohnern gesprochen hat, war das mit den Stimmlagen, die er wählte, so lächerlich, dass mich manchmal nicht nur das Fieber, sondern auch Lachkrämpfe schüttelten. Empfehlenswert ist also dieses (Hör)Buch nur für Leute, die sich weder um Logik oder Sinn oder auch nur Sprachgefühl scheren und außerdem die meiste Zeit in Absurdistan leben.

Kommentare

LySch kommentierte am 25. September 2017 um 16:17

Mega geniale Rezi!!:D Dass du den Monstern die Daumen gedrückt hast, alle Dummheit schnell auszurotten -super!! ^^ Scheint ein richtig tolles Trash-Buch zu sein...

E-möbe kommentierte am 25. September 2017 um 16:34

Trash par ecxellence sozusagen. ;)

LySch kommentierte am 25. September 2017 um 16:51

:D Es muss doch auch mal jemand für die armen Monster sein ;) Die wollen doch auch nur spielen (essen) ^^

LySch kommentierte am 25. September 2017 um 16:54

Ne Verfilmung stelle ich mir hier witzig vor... Und dann in der Sneak :D Würde sich zumindest nicht von den Filmen unterscheiden, die ich sonst so in der Sneak gesehen habe ^^ Hatte irgendwie noch nie Glück...

sphere kommentierte am 25. September 2017 um 17:02

Hast du zufällig mal einen Film in der Sneak gehabt, wo ein Pärchen mit dem Wohnwagen losfährt (irgendwo in GB) und dann reihenweise Leute umbringt, einfach so? Trash per excellence :) Müsste so vor 2-3 Jahren gewesen sein.

LySch kommentierte am 25. September 2017 um 17:31

Nein, gesehen leider nicht ^^ Aber irgendwas klingelt grad - kommt mir auf jeden Fall bekannt vor ^^ :D Hab glaub davon gehört... Ich hab dafür den mit den Riesenkraken gesehen, die in Amerika (Nord oder Süd weiß ich grad nicht mehr...) für Angst und Schrecken sorgen sollten und dann passiert in dem ganzen Film - nichts! ^^ Nicht mal diese blöden Kraken bekommt man so richtig zu sehen... Ist aber schon ewig her... bestimmt 7-8 Jahre.

sphere kommentierte am 25. September 2017 um 17:00

Ah, Alter, ich kann mich vor Lachen kaum noch einkriegen :))) Das Buch muss ich UNBEDINGT lesen, schick´ es bitte als Wanderbuch rum, hahhaahaha!!

LySch kommentierte am 25. September 2017 um 17:29

Wenn man krank im Bett liegt und die Augen schonen, aber trotzdem RTL 2 schauen will, stell ich mir das Hörbuch echt SUPER vor! :D

E-möbe kommentierte am 25. September 2017 um 23:33

Ich würde es ja rumschicken, aber ich hab's doch hören müssen. Mit Lesen ist zurzeit bei mir nicht so. Aber wie gesagt: Ich hörte nicht im Fieberwahn, es waren wirklich so tolle Handlungen vorhanden. Dabei habe ich die Dialoge ganz ausgelassen. Besonders die Zeit, die sie dafür immer hatten: Draußen tobt der Monster-Mob vor der Tür, drinnen kreischt eine der Damen:

Wo ist denn dein Mantel?! (Der betreffende Herr wurde soeben aus den Fängen der Nachtwesen gerettet.)

Also, wenn man mich fragt - das ist auch immer das, was für mich in so einem Moment das Wichtigste überhaupt ist. Ja, ok, wir sterben vielleicht heute Nacht alle, aber das ist noch lange kein Grund, seinen Mantel in den Krallen von Hexen zu lassen! Hat doch schließlich alles mal Geld gekostet! :D