Rezension

Außergewöhnlich

Endgültig
von Andreas Pflüger

„Es gibt keine Situation, die du nicht meisterst.“

Dieses Motto hat Jenny Aaron, die Protagonistin des Romans, auf bewunderungswürdige Weise verinnerlicht. Als verdeckte Ermittlerin der „Abteilung“, einer Einheit für Spezialeinsätze und Terrorabwehr, hatte sie einige Jahre zuvor bei einem mißglückten Einsatz in Barcelona schwere Verwundungen erlitten, die katastrophale Folgen für sie hatten: sie erblindete. Doch mit einer Opferrolle mag sie sich nicht abfinden: als willensstarke Frau kämpft sie sich mit viel Mühe, Mut und eiserner Disziplin in ein aktives Leben beim BKA zurück. Als sie in Berlin um Hilfe gebeten wird, weil sich ein „alter“ Fall als massives Problem erweist, offenbart sich ziemlich schnell, dass Aarons ehemaliger Widersacher Holm seine Hand im Spiel hat. Jenny, deren Erinnerungen seit dem Vorfall in Barcelona getrübt sind, ahnt jedoch vage, welche Absichten er verfolgt, und  gerät schon bald in Lebensgefahr…

Der besondere „Kick“ an diesem Thriller ist die ungewöhnliche Perspektive, aus der Andreas Pflüger die Geschichte und ihre Zusammenhänge schildert. Der Leser steht gewissermaßen selbst „im Dunkeln“  und erfährt die Umwelt so, wie Aaron sie erlebt; erkundet sie mit Jennys  Möglichkeiten und ihrem Wissen. Das Angewiesensein auf gut funktionierende Sinne wie Hören, Fühlen und Riechen, die eingesetzt werden, um die Umgebung, Partner und Gegenspieler einzuschätzen, erzeugt einen guten Teil der Spannung im Krimi. In ansprechendem, gehobenem Stil entwickelt der Autor einen raffinierten Plot, der mit vielen unerwarteten Wendungen aufwartet, nach und nach Details preisgibt; er ist komplex, aber nicht verwirrend.

Wirklich eindringlich gelingt es Pflüger, die Welt aus der „Sicht“ einer blinden, lebensklugen Frau zu vermitteln. Dass er es dabei schafft, einen lebendigen, glaubhaften Charakter zu kreieren, ist seiner gewissenhaften und umfassenden Recherchearbeit zu verdanken.

Es wäre schön, wenn dieser Roman nicht „endgültig“ bleibt; Über diese ungewöhnliche Frau würde man gern eine Fortsetzung lesen!