Rezension

Außergewöhnlich, aber dennoch nicht überzeugend

Außer sich - Sasha Marianna Salzmann

Außer sich
von Sasha Marianna Salzmann

~~Inhalt
Ali ist in Istanbul auf der Suche nach ihrem verschwundenen Zwillingsbruder Anton. Beide sind Mitte 20. Anton hat seiner Mutter lediglich eine Postkarte aus Istanbul geschickt, weshalb Ali sich auf den Weg dorthin macht. Die Stadt am Bosporus scheint für Ali jedoch auch eine Suche nach ihrer eigenen Identität zu werden.

Meine Meinung
"Außer sich" ist für den Deutschen Buchpreises nominiert gewesen und wenngleich ich sagen möchte zu Recht, bleibe ich dennoch mit dem Gefühl zurück, dass die Autorin mich nicht gänzlich erreichen konnte. Dabei ist das Debüt durchaus gut und anspruchsvoll geschrieben, aber ich konnte zu der Hauptfigur Ali keinerlei Verbindung aufbauen. Bis zum Ende der Geschichte blieb sie mir nicht nur fern, sondern auch gesichts- und farblos. Zum Teil liegt das sicher daran, dass Sasha Marianna Salzmann die Geschlechter von einer Zeile zu nächsten wechselt und man sich immer wieder neu in der Handlung orientieren musste. Russische, jiddische und türkische Wörter durchkreuzen die Erzählung, die die Familiengeschichte von Moskau über Czernowitz nach Berlin und von Istanbul bis Odessa erfassen.

Im Fokus steht Ali, die sich in Istanbul auf die Suche nach ihrem Bruder Anton begibt. Anhaltspunkt ist eine Postkarte, auf der einzig Istanbul steht und Alissa zum Aufbruch motiviert. Doch wird diese Reise nicht nur zu einer Suche nach dem Bruder, sondern auch zu sich selbst. In Istanbul erzählt uns Ali von ihren Erlebnissen in der Millionenstadt, nimmt uns aber auch mit in die Vergangenheit der Familie. In diesen Rückblenden beleuchtet sie das Leben der Eltern und Großeltern. Dies geschieht kapitelweise in wechselnder Perspektive und wer einen roten Faden in dem Roman sucht, sucht ihn leider vergeblich. Für mich hatte das Buch dadurch eher etwas von einer Aneinanderreihung von Kurzgeschichten.

Weniger gefallen hat mir, dass der Leser über vieles im Unklaren gelassen wird und daher zum Ende hin viele Fragen unbeantwortet bleiben. Gerade in diesem Roman hätte ich gerne gewusst, in welche Richtung die Geschichte weitergeht. Es ist immer ein wenig unbefriedigend, wenn man als Leser dem Geschehenen folgt und dann förmlich mit leeren Händen dasteht.

Fazit
Salzmann legt mit ihrem Debüt einen Roman vor, der Entwurzelung, Identitätsfindung, Integration und die damit verbundenen Schwierigkeiten thematisiert. Ein Text, der eckig und sperrig daher kommt und wahrscheinlich für die breite Maße ungeeignet ist. Dennoch vergebe ich gerne 3 Sterne.