Rezension

Außergewöhnliche Idee, leider recht langatmig umgesetzt

Janusmond - Mia Winter

Janusmond
von Mia Winter

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt: Ein deutscher Mittdreißiger reist nach Frankreich, um seine seit 10 Jahren verschollene Zwillingsschwester Lune – letzter bekannter Aufenthaltsort Louisson – zwecks Erbschaft für tot erklären zu lassen. Der Polizist vor Ort macht sich jedoch die Mühe nach der Schwester zu suchen, statt sie einfach für tot zu erklären …

Zum Lesegefühl: Das Buch ist eindrucksvoll aufgemacht: Außen alles schwarz, sogar die Seitenränder; ein wenig Weiß und ein paar blutrote Sprengsel im Titelbild.

Auch die Idee des Buches ist eine tolle: Wie wirkt ein psychisch kranker Mensch auf andere, wenn er sich auslebt statt medikamentieren zu lassen? Und was löst er damit in seinen Mitmenschen aus? „>Es gibt keinen Menschen ohne Dämonen. Die Frage ist nur, ob man zu ihnen hinabsteigt, sie kennenlernt und ihnen dann eine Wohngemeinschaft anbietet.<“ (S. 96f in „Janusmond“). Leider versteht die Autorin es noch nicht so ganz, diese Idee interessant und mitreißend auszuschöpfen.

In Berichten über die verschollene Lune, treten zwei Seiten menschlichen Seins deutlich zu Tage: Gute und böse Eigenschaften, faszinierendes und abstoßendes Verhalten. Beide Seiten sind Teil eines jeden von uns und nur selten klar zu unterscheiden. Dies wird jedoch erst im letzten Drittel des Buches deutlich, wenn es endlich aktiv aufs virtuose Ende zugeht. Vorher wird zu vieles in rein erinnernden Erzählungen beschrieben, statt spannend mit den Romanfiguren erlebt. Die überlangen Kapitel (bis zu 82 Seiten) tragen auch nicht dazu bei, angenehmen Lesefluss entstehen zu lassen.

Fazit: Ein Roman mit anspruchsvoller Idee und fulminantem Ende. Leider muss man erst eine recht unlebendige Durststrecke von zwei Dritteln des Buches überwinden, bis man zu dem Punkt kommt an dem die Handlung mit kreativen, unerwarteten Wendungen, spannend bis zum Schluss losprescht.