Rezension

Authentisch beschriebenes Mobbing mit Prozess

Das wirst du bereuen - Amanda Maciel

Das wirst du bereuen
von Amanda Maciel

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mobbing – eins in den letzten Jahren immer größer werdendes Thema. Was früher teilweise „piesacken“ oder „ärgern“ genannt wird, hat einen englischen „Fachbegriff“ erhalten. Ob die Streitigkeiten zwischen Schülern (aber auch Erwachsenen, Arbeitskollegen, Studenten, Unbekannten) wirklich heftiger ist als in den Jahren, in denen es den Begriff „Mobbing“ als solches im Deutschen nicht gab, kann ich nicht beurteilen.

Beim Mobbing gibt es stigmatisiert die Bösen und meist eine kleinere Gruppe oder nur eine einzige Person – die Gute(n), auch Opfer genannt. Die armen, wehrlosen, sich in der Minderheit befindenden Opfer werden von der bösen, gehässigen und mitleidslosen Gruppe gemobbt – geärgert, ausgegrenzt, getriezt. Soweit so gut – soweit so einfach.

Doch was ist, wenn wir diese Schubladen nicht bedienen können? Oder – was teilweise näher an der Wahrheit liegt – wenn die gemobbten nicht nur bloße Opfer sind, sondern ebenfalls „Täter“ waren? Das Buch „Das wirst du bereuen“ befasst sich mit einem Mobbingfall, bei dem vor allem zwei Mädchen – beste Freundinnen – und „am Rande“ (kann man „am Rande“ mobben?) zwei Jungs ein bestimmtes Mädchen mobben. Das Mädchen kommt neu an die Schule und hat schnell den Ruf eines Mädchens, das sich mit unterschiedlichen Jungs in kurzer Zeit vergnügt. So auch mit dem Freund von einem unserer mobbenden Mädchen. Dass Rachegelüste aufkommen, lässt nicht lange auf sich warten und das Mobben beginnt.

 

Das Buch erzählt abwechselnd die Geschichte, wie es zu dem Mobbing gekommen ist und wie es abgelaufen ist, sowie die Zeit „nach dem Mobbing“ – dem Prozess. Zum Prozess kommt es, da sich die gemobbte das Leben genommen hat. Suizid bei einem jungen Mädchen, das dann auch noch von Mitschülern geärgert wird, muss – natürlich – Konsequenzen haben. Doch empfinden die Mobber Schuldgefühle? In was für einem Verhältnis stehen sie nun, wo sie alle im weitesten Sinne des „Mordes“ bezichtigt werden? Wie werden sie von anderen behandelt? Wie fühlen sie sich? Wie empfinden sie ihre vergangenen Taten? Fragen über Fragen, die das Buch aufgreift und meiner Meinung nach authentisch beantwortet. Im Leben ist nicht alles schwarz und weiß. Wir haben nicht die Guten und die Bösen, denn auch die Guten machen Fehler und auch die Bösen haben Gefühle. Kann man Mitleid mit „Tätern“ haben? Haben Mitläufer genauso viel Schuld wie die Dominanten?

 

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, da es alle Facetten des Mobbings aufgegriffen hat. Die Täter werden ebenfalls als Opfer dargestellt sowie das Opfer als Täter. Ich habe bewusst diese Rezension ohne Namen geschrieben, da auch das Buch meiner Meinung nach sehr „lehrreich“ ist und nicht reine Unterhaltung. Natürlich wusste man, wie es endet und es kam keine große Spannung auf. Dennoch haben mich der Schreibstil und der Inhalt sehr gefesselt und mich selbst zum Nachdenken angeregt.