Rezension

Bäume reisen nachts

Bäume reisen nachts - Aude Le Corff

Bäume reisen nachts
von Aude Le Corff

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Jeden Tag sitzt die kleine Manon unter einer riesigen Birke im Garten, liest dabei Bücher und redet mit Katzen und Ameisen. Sie hat schreckliche Sehnsucht nach ihrer Mutter Anais, die vor einigen Monaten spurlos verschwunden ist. Da ihr Vater seit dem Verschwinden seiner Frau den ganzen Tag lethargisch und depressiv in der Wohnung verbringt, ist Manon vollkommen auf sich alleine gestellt. Das bleibt auch dem alten Französischlehrer Anatole nicht verborgen. Tag für Tag beobachtet er die kleine Manon im Garten, bis er es wagt, sie anzusprechen. Von nun an lesen die beiden gemeinsam und eine außergewöhnliche Freundschaft beginnt. Als ein Brief von Anais verrät, dass sie sich in Marroko aufhält, schmiedet Manon den Plan, ihre Mutter dort zu suchen. Gemeinsam mit ihrem Vater, Tante Sophie und dem alten Anatole macht sie sich auf den Weg auf eine abenteuerliche Reise quer durch Europa. Wird die kleine Manon ihre Mutter finden können?

Meinung:
Schon der Titel „Bäume reisen nachts“ hat mich sofort in den Bann gezogen und lässt auf eine bezaubernde und märchenhafte Geschichte schließen. Das Buch startete sehr melancholisch und durch den klaren und flüssigen Schreibstil ließ es sich zügig lesen und ich bin sehr gut in die Geschichte hineingekommen.
Die Charaktere sind sehr außergewöhnliche und besondere Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Vor allem die kleine Manon hat mich sehr beeindruckt. Obwohl sie erst acht Jahre alt ist, habe ich sie als ein sehr tapferes Kind erlebt, dass für seine Träume kämpft und sich während der Geschichte vom verzweifelten, kleinen Mädchen zur mutigen Protagonistin entwickelt. Auch Anatole, der zunächst sehr mürrisch erscheint und mit dem Leben schon abgeschlossen hat, blüht während der Geschichte noch einmal richtig auf und weiß das Leben wieder zu schätzen.
Die Autorin zeigt eindrucksvoll, dass Freundschaft kein Alter kennt und dass auch vollkommen unterschiedliche Menschen zueinander finden können. Außerdem wird dem Leser vermittelt, dass man niemals die Hoffnung aufgeben sollte und sich selbst bei größter Verzweiflung alles noch zum Guten wenden kann.
Bis etwa zur Hälfte habe ich das Buch als wirklich tiefgründig empfunden und die Bezüge zum „kleinen Prinzen“ verleihen dem Werk ein Hauch von Poesie, allerdings ging es in der zweiten Hälfte des Buches leider deutlich bergab. Ich will nicht zu viel verraten, aber die „Besonderheit“ um Manons Tante Sophie hat für mich leider gar nicht in die Geschichte gepasst und ich frage mich immer noch nach dem Sinn dahinter. Zum Ende hin überschlagen sich dann die Ereignisse und das Ende an sich war für mich einfach nur total plump und unrealistisch und hat die eigentlich so schön beginnende Geschichte leider nahezu zerstört.

Fazit:
Die Geschichte beginnt wirklich sehr vielversprechend und die außergewöhnlichen Charaktere haben mich direkt in ihren Bann gezogen. Das Ende ist jedoch komplett misslungen.
 

Kommentare

Britta Röder kommentierte am 06. August 2014 um 11:04

Die Besonderheit um Tante Sophie empfand ich weniger als störend. Aber das Ende war mir viel zu sehr auf Harmonie gebürstet. Habe das in meiner Rezi auch so angemerkt. Darin stimme ich deinem Fazit völlig zu. Insgesamt habe ich das Buch allerdings sehr genossen.