Rezension

Band 1 der Rabenschatten-Trilogie

Das Lied des Blutes - Anthony Ryan

Das Lied des Blutes
von Anthony Ryan

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Krieg ist stets ein Abenteuer für diejenigen, die nie einen erlebt haben." (Wahre Worte - auch im realen Leben...)

Inhalt:

Auf der Überfahrt zu einem Kampf gegen den 'Schild', einem übermächtigen Schwertkämpfer, erzählt der berühmteste Gefangene des Reiches Vaelin Al Sorna dem kaiserlichen Geschichtsschreiber Verniers Alishe Someren seine Lebensgeschichte: abgegeben von seinem geachteten Vater bei den sechsten Orden wuchs er dort auf und wurde von deren Meistern zu einem perfekten Glaubenskrieger erzogen und ausgebildet. Schon bald gelangte er in die Dienst des König Janus und wurde schnell zu einem legendären wie gefürchteten Soldaten, der viele Erfolge einheimste und schließlich für den König, wenn auch gegen seinen Glauben, das alpiranische Reich angreift und dabei den Hoffnungsträger der Alpiraner tötet - mit kolossalen Folgen für Vaelin und dem gesamten vereinigten Königslande...

Meinung:

Der Autor Anthony Ryan erzählt in seinem Debütroman die Geschichte seines Protagonisten Vaelin Al Sorna - und das auf eine ziemlich fesselnde und faszinierende Art und Weise. Er packt die Handlung in seine Phantasiewelt namens Vereinigten Königlande, welche die Erzlehen Asrael, Renfael, Cumbrael und Nisael beinhalten. Die Geschehnisse erinnern den Leser sehr schnell an die Epoche des Mittelalters, denn hier wimmelt es von gestählten Schwertkämpfern und wagemutigen Bogenschützen, intriganten Königen und geheimnisvollen wie edlen Damen. Durch das Erschaffen einer eigenen Welt sowie der Abwandlung von vielen alltäglichen Dingen wie Monatsnamen erspart sich Ryan definitiv die Recherche in der Historie, wenn auch die komplette Neugestaltung einer Welt natürlich nicht mal eben aus dem Handgelenk geschüttelt werden kann. Dieses vereinigten Königslande erinnert doch stark an das heutige Großbritannien mit den Ländern Wales, England, Schottland und Irland. Mag auch nicht verwunderlich sein, ist der Autor doch ein gebürtiger Schotte. Das Land Cumbrael mit seinen ausgezeichneten Langbogenschützen erinnert sogar sehr an das mittelalterliche Wales - heißt dies auf gälisch gar Cymru - keine Frage, woran sich Ryan angelehnt hat. Der Roman ist wirklich vorzüglich aufgebaut, trotz vieler Gestalten und Gegebenheiten hatte ich als Leser niemals das Gefühl, von der Menge sowie der Handlung überrollt zu werden; selbst die Namen der Wochentage kamen verständlich rüber, ebenso wie jegliche Verknüpfungen von Personen. Ich bezweifle, ob der Roman der High-Fantasy zugeordnet werden kann, huschen doch keinerlei Trolle oder Zwerge durch die Gegend, auch von Drachen und ähnlichen Fabelwesen ist hier so gut wie nichts zu lesen. Doch die Mystik des totgeschwiegenen siebten Ordens und 'das Lied des Blutes', eine Gabe, die neben Vaelin nur wenige besitzen und wie eine Art Vorahnung anzusehen ist, bilden eine phantastische Plattform, die mit fortschreitender Seitenzahl mehr und mehr in den Vordergrund tritt. Das mächtige Werk fängt den Leser in Ryans' erschaffener Welt ein und lässt ihn spielerisch auf Vaelins Erlebnisse begleiten. Ein vollkommen spannender Roman, der eine sehr erfreuliche Anekdote birgt, ist es doch der erste Teil einer Trilogie. Das lässt die Leserherzen erst richtig aufblühen...

Fazit:

Auftakt eines Fantasy-Epos ohne den üblichen Zwerge, Elfen und Drachen-Brimborium...

9,2 Sterne