Rezension

Band 1 der Trilogie

Cassia & Ky 01. Die Auswahl
von Ally Condie

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich möchte hier explizit sagen – lasst Euch nicht vom Klappentext abschrecken. Der Fischer Verlag lockt mit viel Liebesschnulz und zudem mit einem Stephanie Meyer Vergleich, der ob des Thema absolut  unangebracht ist. Was hat “Die Auswahl” mit einem Vampirroman zu tun? Hier werden auf der einen Seite falsche Erwartungen geweckt (die erste negative amazon-Rezension mit “Meyer ist besser” habe ich schon gelesen) und auf der anderen Seite potentielle Käufer abgeschreckt, die vielleicht nicht unbedingt dem Bella und Edward Hype hinterhergejagt sind.

Dabei hat der Verlag mit der Cassia & Ky Trilogie einen großen Fang gemacht, zumindest wenn man davon ausgeht, dass die Folgebände genauso gut sind wie “Die Auswahl”. Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen und wir waren doch alle sehr beeindruckt von dem Buch,  zumal es eine unglaubliche Zahl von verschiedenen Diskussionen ermöglichte.

Anfangs wirkt die erdachte Welt in einer nicht näher genannten Zukunft fast perfekt. Alle haben wie es scheint die selben Möglichkeiten, die selben Chancen. Alle sind versorgt, alles läuft in geregelten Bahnen ab und wirkt ein bisschen spießig. Doch zusammen mit der Heldin Cassia, die aufgrund eines Versehens einen anderen Partner auf ihrem Mikrochip findet und deswegen beginnt Fragen zu stellen, erhaschen wir einen Blick hinter die Fassade und dieser ist so erschreckend, wie man es sich kaum vorstellen kann.

Auch sprachlich verändert sich der Roman. Um so mutiger Cassia wird, um so farbenfroher und lyrischer wird die Sprache, wo sie vorher fast kühl wirkte. Gezielt setzt Condie Bilder ein, um in einer fest durchgeplanten Welt doch das Unwägbare zu zeigen.

Die zarte Liebesgeschichte zwischen Cassia und Ky ist nicht das Hauptaugenmerk des Romans und vollkommen frei von Kitsch und Pathos geschildert. Vielmehr geht es um die Freiheit eines jeden Menschen. Wann darf ich sterben, wie darf ich leben, wie darf ich meine Frezieit verbringen? Darf ich Angst und Freude verspüren ohne eine grüne Beruhigungstablette nehmen zu müssen?

Glücklicherweise verzichtet die Autorin auf eine überflüssige Dreiecksgeschichte zwischen Cassia, Ky und Xander, der im Laufe des Romans mit Mut und Menschlichkeit  zu überzeugen weiß. Eigentlich gibt es auch bei anderen Figuren (besonders bei Cassias Eltern) kleine Gesten des Aufstandes. Man muss nur genau hinschauen.

Der Roman endet an einem gut gewählten Punkt, der einen ersten Einschnitt bedeutet. Für Cassia und ihre Familie gibt es nun kein zurück mehr und ich kann es kaum erwarten, wie sich die Geschichte weiter entwickelt und welche Hintergründe die Autorin noch aufdecken wird. Die Fortzsetzung wird laut Fischerverlag im Januar 2012 erscheinen.