Rezension

Bayerisches Krimigenie ermittelt wieder auf Sizilien. Prima Unterhaltung!

Tante Poldi und die Früchte des Herrn - Mario Giordano

Tante Poldi und die Früchte des Herrn
von Mario Giordano

Bewertet mit 5 Sternen

Spannende Figuren, tolle Story mit Bezug zum aktuellen Geschehen und der Geschichte Siziliens, hervorragend erzählt. Bitte mehr davon!

Mit „Tante Poldi und die Früchte des Herrn“ ist Mario Giordano eine tolle, humorvolle, kluge und sehr unterhaltsame Fortsetzung der Tante Poldi Geschichten gelungen. Congenial vorgetragen von Philipp Moog.

Klappentext: „Tante Poldi ist sauer: Zuerst wird ihr das Wasser abgestellt, dann auch noch der Hund ihrer Freundin um die Ecke gebracht. Kreizsacklzement! Erste Ermittlungen führen sie zum Winzer Avola. Und der ist auch noch so hammer-attraktiv, dass die Poldi nach einer heißen Nacht prompt ihre Ermittlungen vergisst.

Bis am nächsten Morgen die Polizei vor Avolas Tür steht. Denn zwischen seinen Reben wurde eine Leiche gefunden, und Commissario Montana ist alles andere als erfreut, dass ausgerechnet Poldi Avola ein Alibi geben kann. Außerdem bleibt die Frage: Wer hat Giuliana getötet - und warum?“

Der Fall ist wunderbar: spannend, unterhaltsam und informativ. Er hat etwas mit Wein und sizilianischer Mafia zu tun, obwohl sie nur eine Erfindung der Norditaliener ist, wie es so schön heißt. Da werden die aktuellen Themen angesprochen, wie Wasserversorgung und Wassermangel auf Sizilien. Man erfährt noch mehr aus der Geschichte und über Weinanbau, die Neigung zum Aberglauben und ihre ureigene sizilianische Art, das Leben zu begreifen und zu genießen. Auch eine stramme politische Einlage zur gegenwärtigen Situation Italiens sorgt für Polemik und Erheiterung.

Alle Figuren sind wie dem wahren Leben entsprungen. Diejenigen, die man aus dem ersten Fall kennt, entwickeln sich weiter, und auch die Neuen lassen keine Wünsche offen. Der Neffe von Tante Poldi, der diese Geschichte miterzählt, kommt doch zum Schreiben seiner Familiensaga, die ihm das lang ersehnte Erfolg bringen soll, und kann erste Fortschritte mit den Anfangskapiteln verbuchen. Tante Poldi gibt ihm nach wie vor Tipps fürs Schreiben wie fürs Leben, und ist nach wie vor seine konstruktive Kritikerin. Die Valerie, Poldis reizende, junge Freundin,  will den Neffen kennenlernen. Das kommt aber vermutlich erst im nächsten Teil. Poldi hat nun ihr kleines Ermittlerteam, das ihr hilft, die Morde, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, zu untersuchen und den Mörder zu finden. Eine prima Idee, die sich sehr gut in der Geschichte macht. Die traurige Señora ist wieder voll dabei.

Und natürlich Poldi selbst ist nach wie vor das Zentrum des Geschehens. Ihre Vielschichtigkeit, ihre Lebenserfahrung und Lebensweisheiten, mit denen sie ihren Neffen versorgt, ihre Schrulligkeit, ihre Alkoholprobleme, uvm. machen sie zu einer überlebensgroßen Figur, von der man nicht genug bekommen kann. Auch ihre Art, zu all der Sicilianita noch eine gute Prise des Bayerischen beizumischen ist absolut einmalig. Der Spagat zwischen einer möchte-gerne-profi-Ermittlerin und einer Frau mit ihren Schwächen, Ecken und Kanten gelingt ihr auch hier wunderbar und sorgt für das eine oder andere Grinsen und Auflachen. Ihre Affäre mit dem Commissario Montana geht weiter und bekommt eine unerwartete Wendung.

„Tante Poldi und die Früchte des Herrn“ wurde ganz toll von Philipp Moog gelesen. Ohne sein Zutun wäre sie nur halb so spektakulär. Er gibt jeder Figur ihre eigene Stimme, die man sofort, auch nach einem Jahr Pause, wiedererkennt. Ich konnte Poldi, wie alle anderen, vor mir sehen und ihre Stories erleben: Valery, die mit einem starken französischen Dialekt spricht und Poldi, die das Bayerische gerne mit hineinfließen lässt, Männer wie Frauen gelingen Philipp Moog ganz ausgezeichnet.

Fazit: Ich habe mich köstlich amüsiert. Fall 2 ist schon fast stärker als Fall 1 und eine prima Unterhaltung. Spannende Figuren, tolle Story mit Bezug zum aktuellen Geschehen und der Geschichte Siziliens, hervorragend, ja meisterhaft erzählt. Bitte mehr davon! Ich bleibe auf den nächsten Fall gespannt und sage: Forza Poldi!

Hörbuch. Spieldauer: 9 Stunden und 10 Minuten. Ungekürzte Fassung. Gelesen von Philipp Moog.