Rezension

Bebilderter Reisebericht

Italiens wilde Seele - Stefan Rosenboom

Italiens wilde Seele
von Stefan Rosenboom

Dafür, dass dieser Band sich Italiens Wilde Seele nennt, gibt es erstaunliche viele Fotos von Menschen und dafür, dass es ein Bildband ist, erstaunlich viel Text. Auch der Untertitel Von stillen Wegen und verborgenen Bergen ist etwas irreführend. Vielleicht hätte es besser Meine Reise durch Italien geheißen oder meinetwegen auch Meine Reise durch Italiens Wildnis. Natürlich gibt es hier auch tolle Landschaftsaufnahmen, aber für meinen Geschmack viel zu wenig. Was überwiegt sind die Fotos der Reisegruppe. Für mich ist es eher ein bebilderter Reisebericht als ein richtiger Bildband über Italiens Natur.

Ich muss zugeben, es ist ganz interessant, was Stefan Rosenboom zu berichten und was er erlebt hat. Erwartet habe ich bei dem opulenten Einband aber etwas anderes als Selfies von Kindern, Fotos des Blockflöten spielenden Autors und Bilder von Weinkellern. Ich muss aber auch gestehen, dass ich furchtbar enttäuscht bin, weil ich etwas völlig anderes erwartet habe. Nämlich einen Bildband, bei dem die Landschaftsfotos im Vordergrund stehen, aber hier spielen sie eher eine untergeordnete Rolle. Der Fokus wurde hier eindeutig auf den Autor und Fotografen gelegt und auf die Menschen, die ihn begleiten und die er trifft.

Ich versuche gerade, positive Worte zu finden, denn in Italiens Wilde Seele steckt sicherlich viel Arbeit, Mühe und auch Herzblut. Aber ich kann den selbstdarstellerischen Fotos leider nichts abgewinnen. Sie gefallen mir nicht einmal handwerklich gesehen, sondern wirken teilweise wie zweitklassische Urlaubsschnappschüsse und nicht wie die Aufnahmen eines Profifotografen. Ich habe auch versucht, mich auf das Buch einzulassen und dem Reisebericht eine Chance zu geben, aber die Geschichten oder die Art, wie sie erzählt werden, packen mich einfach nicht. Ich habe das Buch sogar ein paar Tage liegen lassen und dann erneut aufgeschlagen, um ihm noch einmal eine Chance zu geben, um es aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Aber nein. Das vorherrschende Gefühl bleibt Enttäuschung.

Ich habe mir von Italiens Wilde Seele etwas gänzlich anderes versprochen und habe vor allem von der fotografischen Leistung her deutlich mehr erwartet. Für Stefan Rosenboom ist so ein Buch sicherlich ein tolles privates Andenken an das, was er alleine und mit seiner Familie erlebt hat. Aber ob es auch Fremde interessiert, die ihn nicht kennen, sondern einfach etwas über Italiens wilde Seele erfahren möchten? Ich weiß es nicht. Mich spricht es leider nicht an.

(c) Books and Biscuit