Rezension

Beckett findet mit „Totenfang“ zurück zu alter Form

Totenfang - Simon Beckett

Totenfang
von Simon Beckett

Simon Beckett gehört zu den englischsprachigen Autoren, deren Kriminalromane/Thriller in Deutschland wesentlich erfolgreicher als in ihrem Heimatland sind. Über die Gründe kann man nur spekulieren, aber neben unterschiedlichen Lesevorlieben spielt wahrscheinlich auch das Überangebot auf den jeweiligen Buchmärkten eine Rolle. Und offenbar bleiben die deutschsprachigen Leser ihren Serienheldinnen und -helden eher treu als die Fans aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum. So zählt auch David Hunter, der forensische Anthropologe aus Simon Becketts Thrillern, zu den Lieblingen der deutschen Leserschaft, und mit „Totenfang“ liegt nun der fünfte Band der Reihe vor.

In der Grafschaft Essex wird eine Leiche gefunden. Sie liegt in dem schwer zugänglichen, verschlammten Marschland und muss möglichst vorsichtig geborgen werden, damit keine durch Unachtsamkeit zerstörten Hinweise die Identifizierung erschweren oder gar völlig unmöglich machen. Und für die Obduktion wird natürlich ein Fachmann benötigt, weshalb der DI vor Ort David Hunter in dessen Funktion als Berater der Polizei um Hilfe bittet. Aber es soll nicht bei einer Leiche bleiben. Und es ist David Hunters Sachverstand der schlussendlich Licht ins Dunkel bringt.

Wenn man „Totenfang“ mit den anderen Bänden der Reihe vergleicht, ist eine Veränderung in Becketts Stil auffällig. Er verzichtet hier weitgehend darauf, im Detail die Arbeitsweise des Forensikers mit all ihren,  auch teilweise unappetitlichen Facetten, zu beschreiben. Stattdessen nehmen ausführliche Landschaftsbeschreibungen einen großen Raum ein, die dafür sorgen, dass die besondere Atmosphäre der „Essex Backwaters“ sehr stimmungsvoll transportiert wird. Natürlich geht das zu Lasten des Erzähltempos, was ich aber nicht weiter störend finde, im Gegenteil. Dadurch entwickelt sich der Plot zwar langsamer, kommt dafür aber um einiges eindringlicher daher als die beiden letzten Romane, die auf mich eher oberflächlich, lieblos und schnell heruntergeschrieben wirkten. Spannend ist „Totenfang“ allemal, dafür sorgen schon die diversen Cliffhanger und losen Handlungsfäden im Lauf der Geschichte. Und im letzten Drittel geht es richtig zur Sache – dann aber mit Karacho!