Rezension

Bedrückend, aber ohne viel Spannung

Lügenmädchen - Luana Lewis

Lügenmädchen
von Luana Lewis

Bewertet mit 3.5 Sternen

Stella ist allein Zuhause. Es schneit und sie lebt auf einem gut gesicherten Anwesen. Dennoch schafft es ein jugendliches Mädchen auf ihr Grundstück und bittet um Einlass. Dieses Mädchen, Blue, bleibt hartnäckig, bis sie von Stella rein gelassen wird, weil diese Sorge hat, dass sie erfrieren könnte. Aber schon bald stellt es sich als großer Fehler heraus, einem Fremden so viel Vertrauen entgegenzubringen. Denn Blue scheint nie die Wahrheit zu sagen und Stella, die seit längerer Zeit unter Panikattacken steht, realisiert erst jetzt, in was für eine mögliche Gefahr sie sich selbst gebracht hat. Denn bei einer Sache ist sie sich ganz sicher: diesem Mädchen sollte man lieber nicht trauen...

An diesem Buch reizte mich vor allem, dass es von einer Psychologin geschrieben wurde. Das merkt man teils auch, weil immer wieder Diagnosen gestellt werden, auf die aber nicht so viel weiter eingangen wird. Man muss also auf keinen Fall Psychologie studiert haben, um der Handlung folgen zu können. Was mich hingegen gestört hat, ist die Tatsache, dass viele in Stellas Umfeld Psychologen zu sein scheinen, was für mich sehr unrealistisch war. Denn gerade diese handelten immer so, wie es nicht von ihnen erwartet wird, was mich immer wieder aufs Neue irritierte. Es wurde nämlich auch nicht deutlich, dass diese Darstellung irgendeine Botschaft übermitteln sollte, weshalb dadurch das Buch für mich auch ein wenig unauthentischer wurde. Von einer Psychologin hätte ich mir in der Hinsicht echt mehr erhofft.

Es gibt in diesem Buch Zeitsprünge. Am Anfang lernt man Stella in der besagten Nacht kennen und dann gibt es immer wieder Flashbacks zu ihrer Vergangenheit, als sie gerade anfing zu arbeiten. Die Zusammenhänge werden erst später klar, aber leider kann man sich schon recht schnell denken, worauf das alles hinaus laufen wird. Das fand ich sehr schade, weil gerade diese Vorhersehbarkeit dafür sorgte, dass mich das Buch nicht sonderlich fesseln konnte.
Aber auch aus Blues Perspektive wird berichtet, hauptsächlich aber aus der Vergangenheit, was schon interessanter ist, weil man so näher an sie herankommt. Dennoch muss ich gestehen, dass sie mir bis zum Ende in gewisser Weise ein Rätsel blieb, weil man einfach nicht an sie herankam.

Sympathisch war mir in diesem Buch niemand, was für mich auch immer ein Problem ist. Ich möchte einfach gerne einen guten Menschen haben oder zumindest einen, der mich fasziniert und in den Bann zieht, aber das war nicht so. Stattdessen hielt ich Abstand zu der Geschichte, was auch besser so war, weil es hier viele gebrochene Persönlichkeiten gibt. Das Problem ist, dass die Menschen hier alle aneinander vorbei leben und das richtige Kommunizieren verlernt zu scheinen haben, was schon beinahe ironisch ist, wenn man sich überlegt, dass eigentlich alle in beratenden Berufen arbeiten.

Der Schreibstil an sich war ganz nett, aber auch nichts Besonderes. Ich muss gestehen, dass ich mich immer wieder dabei erwischte, wie ich mit den Gedanken abschweifte, einfach, weil mich die Autorin nicht sonderlich fesseln konnte. Immer wieder musste ich auch über Stellas Naivität den Kopf schütteln. Ich verstehe einfach nicht, wie man als Psychologin eine solche Persönlichkeit haben kann. Sie hat wirklich jeglichen Verstand über Bord geworfen.
Und so muss ich leider sagen, dass dieses Buch nicht spannend war. Es gibt zwar einen Showdown am Ende, aber dieser ist anders. Man hält nicht die Luft an, weil man so eine große Angst hat, was passieren könnte. Stattdessen liest man bedrückt die Seiten und kann es gar nicht erwarten, wenn dieses Buch endlich vorbei ist, um aus Stellas krankem Leben wieder herauszukommen.
Als ich dieses Buch ausgelesen hatte, atmete ich tief durch und dachte mir nur: Zum Glück muss ich nicht so ein Leben führen!
Aber das ist teils auch selbst verschuldet. Allgemein stellte sich mir beim Lesen immer wieder die Frage: wer ist hier eigentlich Opfer und wer Täter? Die Grenzen verwischen hier immer mehr, bis sie irgendwann nicht mehr erkennbar sind.
Aus diesem Grund vergebe ich an dieses Buch gut gemeinte 3,5 von 5 Sternen!