Rezension

Beeindruckend

Alles Licht, das wir nicht sehen - Anthony Doerr

Alles Licht, das wir nicht sehen
von Anthony Doerr

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe schon einige Bücher über den zweiten Weltkrieg gelesen. Aber selten hat mich eins so beeindruckt wie dieses hier, und das obwohl es eines der leiseren Sorte ist und kein einziger Jude gequält wird.

Zwei Kinder schlittern in den Krieg hinein. Die blinde Marie-Laure aus Paris, die mit ihrem Vater alleine lebt und Bücher liebt, findet sich plötzlich allein in einem Haus in Saint Malo, als Bomben durch die Stadt fliegen. Und Werner, ein deutscher Waisenjunge, der durch seine Genialität in einer Nazi-Kaderschmiede gelandet ist, wird ein paar Häuser weiter verschüttet.
Beide sind klug und liebenswert und haben auch ohne das Kriegsgeschehen schon einiges zu ertragen gehabt. In eingestreuten Rückblenden erfährt man nach und nach, was ihnen widerfahren ist und wie sie damit fertig wurden. Das ist verwirrend, aber auch hoch spannend. Das Geschehen springt hin und her. Mal ist man in Deutschland, mal in Frankreich, 1938 oder 1944 und die Zeit schreitet fort.
Dazwischen rankt sich noch die Geschichte eines legendären Diamanten, den ein deutscher Offizier suchen lässt und dessen Spuren auch zu Marie-Laure führen.

Ganz allmählich wird die Situation in beiden Zeitebenen bedrohlicher. Bald mag man das Buch nicht mehr weglegen. Man lernt unterschiedlichste Menschen kennen und verfolgt gebannt ihr Schicksal. Da ist Frederick, Werners Freund aus seiner Jungmannenzeit, der nicht stark genug ist, um deutschnationalen Anforderungen zu genügen, während die Bäckersfrau in Saint Malo geheimnisvolle Zettel in ihre Brote bäckt. 

Dieses Buch schleicht sich an, ganz langsam, dann packt es einen und trifft eiskalt. Es ist unterhaltsam, spannend und erschütternd, erzählt in einer wunderbaren Sprache, eins meiner Bücherhighlights dieses Jahr. 
Auch das Hörbuch ist wunderbar gelesen und sehr empfehlenswert.