Rezension

Beeindruckendes Buch

Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie - Lauren Oliver

Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
von Lauren Oliver

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:

Dieses Buch stand schon ewig auf meiner Wunschliste. Angesichts des Kinofilms ergab sich nun die perfekte Gelegenheit das Buch endlich zu lesen.

Ich muss sagen, dass das Buch optisch überhaupt nicht vermuten lässt, was sich dahinter verbirgt. Diese Art von Geschichten ist es, die den Carlsen Verlag für mich so besonders macht. Er sucht eben nach dem gewissen Etwas. Und das habe ich in dieser Geschichte absolut gefunden.

Ich finde dieses Buch absolut aufrüttelnd, berührend, unvorhersehbar, erschreckend, liebenswürdig und nachdenklich stimmend.

Wenn man die Beschreibung so liest vermutet man eine Geschichte im Stil von „Täglich grüßt das Murmeltier“. Selbstverständlich handelt es sich um eine Zeitschleife und Sam wacht jeden Morgen wieder und wieder an ihrem Todestag auf, aber es ist jeden Tag aufs Neue etwas anderes. Langeweile Fehlanzeige. Ich habe mich super unterhalten gefühlt, wenn man das angesehen der Thematiken so ausdrücken darf. Der Sog war konstant vorhanden. Man möchte wissen, was Sam durch Veränderungen ihrer Handlungen am Gesamtgeschehen ändern kann und wie dieses Buch aufgelöst wird.

Die Autorin schafft es mit diesem Buch Gesellschaftskritik im besonderen Maße zu üben. Ich denke, dass die meisten diese stereotypen Highschoolfilme kennen, in denen es die It-Girls, die Nerds, die Sportler usw. gibt. Mit dieser Hierarchie rechnet Oliver in diesem Buch ab. Sie hält dem It-Girl selbst den Spiegel vor und veranlasst somit ihre Protagonistin das, was außenstehende Nicht-It-Girls schon immer als verwerfliches Verhalten angesehen haben, zu begreifen und sich mit diesen Handlungen auseinander zu setzen. Es wird hier also mal von der anderen Seite herangegangen. Die Geschichte handelt nicht von dem hässlichen Entlein, das gemobbt wird, sondern die Sicht des Mobbers selbst wird offenbart und ins Wanken gebracht. Mir hat das richtig gut gefallen.

Neben dem Thema Mobbing stehen aber auch andere Themen wie Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Selbstbewusstsein usw. im Fokus. Die Autorin bringt damit viele Probleme Jugendlicher ansprechend in einem Buch zusammen. Dabei wirkt die Handlung nie gestellt, sondern immer dynamisch. Die Gesellschaftsstruktur dieser Schüler ist realistisch gezeichnet. Ich konnte mich vollkommen darauf einlassen.

Spannung wird durch die Abwechslung in der Gestaltung des Tages und den daraus resultierenden Änderungen generiert. Mir hat das Buch gezeigt, dass manchmal die kleinen Dinge die größte Wirkung haben und man für jeden Moment dankbar sein sollte.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist trotz der manchmal mitreißenden und emotionalen Momente so gehalten, dass man fließend durch das Buch kommt. Er verkompliziert nichts und benennt Probleme. Ich würde dieses Buch gerne als sehr „ehrlich“ beschreiben.

Dieses Buch hat eine Vielzahl an Aussagen, bei denen für jeden Leser in irgendeiner Form eine Lehre zu ziehen sein sollte. Ich würde auch dazu tendieren zu sagen, dass dieses Buch kein reines Jugendbuch ist. Viele der angesprochenen Themen kommen sogar im Alltag von Erwachsenen, wenn auch in anderer Gestalt und Intensität, vor. Ich glaube, dass dieses Buch kein spezielles Alter anspricht, sondern jeden emphatischen Menschen berühren kann und auch zum Nachdenken anregen kann.

Ich möchte dieses Buch umbedingt empfehlen. Mich hat es sehr beeindruckt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Lesern von „Tote Mädchen lügen nicht“ gefallen könnte.