Rezension

Beeindruckendes Gesellschaftsporträt

Ein plötzlicher Todesfall - Joanne K. Rowling

Ein plötzlicher Todesfall
von J. K. Rowling

Bewertet mit 4.5 Sternen

Von zwei Erwartungen sollte man sich vor der Lektüre dieses Buches verabschieden davon das es irgendeine Rolle spielt das die Autorin zuvor die Harry Potter-Bücher geschrieben hat. Und davon das dieser Roman ein Krimi sein soll. Ja es gibt einen Todesfall, wie der Titel ja schon verrät, aber ermordet wurde niemand und es ist auch keine Magie im Spiel.

Es fäng tatsächlich alles mit dem Tod des Gemeinderatsmitglied Barry Fairbrother an, den im kleinen Örtchen Pagford jeder gekannt hat. Bei den meisten Leuten ist die Bestürzung groß gerade seine Freunde trauern um den engagierten Barry der sich selbst aus der "Unterschichtensiedlung" des Ortes in die Mittelschicht hochgearbeitet hatte und sich zum Ziel gesetzt hat das auch andere die Chance bekommen ihre Leben zu verbessern.

Die durch Barrys Tod entstandene Leere im Gemeinschaftsgefüge der Kleinstadt dient Rowling dazu uns die Protagonisten dieser gut bürgerlichen Gesellschaft zu schildern. Eine ganze Fülle von interessanten Persönlichkeiten kommt da hervor alle mit eigenen Problemen, mehr oder weniger guten Absichten und der ein oder anderen Leiche im Keller.

Es gibt keinen großen inhaltlichen Faden es sind viel mehr Episoden aus dem Leben der Pagforder. Da ist zum Beispiel das Ehepaar Mollison das sich gerne als neues Bürgermeisterpaar sehen würde mit Ihrem gutlaufenden Feinkostladen haben sie es in Pagford weit gebracht. Ihrer Meinung nach könnte das Städchen aber noch schöner sein wenn man bestimmte Menschen die ihrer Norm nicht entsprechen einfach aus der Gemeinschaft ausschließen würde dazu gehört natürlich auch die besagte Siedlung am Rande des Ortes in der viele Familien in beschiedenen Verhältnissen leben. Man muss eigentlich nicht mehr hinzufügen das die Mollisons und der verstorbene Barry mit ihren vollkommen gegensätzlichen Weltbildern ständig an einander geraten sind.

Schnell wird klar das die Autorin die Charaktere aus eigener Erfahrung gezeichnet hat. Es ist ein offenes Geheimnis das die heutige Harry-Potter-Millionärin auch aus eher eingeschränkten Verhältnissen kommt, vor ihrem Welterfolg war sie lange Zeit auf Sozialhilfe angewiesen und kennt deshalb den Standesdünkel und das Klassendenken mit dem man zu kämpfen hat wenn man in einer Gesellschaft unten angekommen ist. Rowling kann sich großartig in Ihre Charaktere hineinversetzen und schafft es wie schon bei Harry Potter auch Kinder- und Jugendliche mehr als überzeugend zu porträtieren. Auch wenn sich das Buch vielleicht nicht so fesselnd liest ist es trotzdem toll geschrieben und lässt einen grübelnd und oft kopfschüttelnd zurück. Bitte Lesen!

Kommentare

Goldstück90 kommentierte am 14. November 2013 um 18:50

Ich fand es auch wirklich lesenswert, weil es einfach so ganz anders ist als andere Bücher. Und ein scheinbar langweiliges Thema fesselnd und dramatisch umsetzt. Wirklich nur zu empfehlen!