Rezension

Beim lesen hat sich mir des Öfteren die Kehle zugeschnürt

Mein Leben ohne Gestern - Lisa Genova

Mein Leben ohne Gestern
von Lisa Genova

Bewertet mit 4.5 Sternen

Gleich am Anfang wird uns Alice Howland als ehrgeizige und höchst Intelligente Frau vorgestellt. Sie ist auf sich stolz, hält ihre Vorträge aus dem Kopf und arbeitet in Harvard als Professorin.
Dann kommen die ersten Gedächtnislücken, bei einem Vortrag verliert sie den Faden und kann Gegenstände nicht benennen, findet die einfachsten Worte nicht mehr. Trotz allem ist sie immer noch so gut, dass keiner etwas zu merken scheint.
Dann kommt der nächste Schlag, nach dem Joggen findet sie nicht mehr nach Hause – anscheinend hat sie sich verlaufen, auf einem Weg den sie schon seit Jahren kennt.

Vorerst gelingt es Alice noch die Aussetzer zu überspielen. Sie schiebt die Gedächtnislücken auf die hormonelle Umstellung, denn immerhin befindet sie sich mit 50 schon in den Wechseljahren.
Mit der Zeit häufen sich die Lücken und was hat der Eintrag „Eric“ in ihrem Terminkalender zu bedeuten?
Beunruhigt sucht sie ihre Hausärztin auf und wird daraufhin an die Neuropsychologin Dr. Davis überwiesen.
Die Diagnose – die frühe Form der Alzheimer-Krankheit.

Was nun beginnt ist der Kampf gegen das Fortschreiten der Krankheit. Alice versucht weiterhin als Professorin zu arbeiten, gibt aber das Reisen auf. Sie nimmt an einem Forschungsprojekt teil bei dem ein neues Medikament getestet wird.

Für Alice bricht eine Welt zusammen. Sie wird sterben.
Ihr Mann John vergräbt sich in seinen Forschungen, er will nicht mit ansehen wie Alice Zerfall voranschreitet. Doch viel schlimmer ist die Situation, dass dieses Gen das die frühe Form des Alzheimer auslöst, eines ihrer drei Kinder haben könnte, wer von den dreien wird auch Alzheimer bekommen?

Das Buch wurde in der Sendung WDR Westart vorgestellt. Das Thema klang für mich von der ersten Sekunde an interessant. Von der Autorin Lisa Genova hatte ich bis dahin noch nie etwas gehört.
Lisa Genova hat Neurowissenschaften studiert und dort promoviert, wo auch ihr Roman spielt: an der Universität Harvard in Cambridge.
Der hoch emotionale Debütroman der Autorin erschien vorderhand im Eigenverlag, wurde flügge und mauserte sich zum internationalen Bestseller.

Der Roman wird aus der Sicht von Alice erzählt. Sie lässt uns kein einziges Mal los. Bis zum unausweichlichen gehen wir den Weg mit ihr. Leiden mit ihr, denn sie bekommt ihren Zerfall anfangs noch mit. Auf ihrem PC gibt es eine Datei und auf ihrem Black Barry stellt sie sich jeden Monat die gleichen Fragen, sollte sie diese nicht mehr beantworten können soll sie die Datei in ihrem PC öffnen und dort den Anweisungen folgen. Das Buch ist in Kapiteln eingeteilt, die monatlich einen Zeitraum von 1 ½ Jahren umfassen.
Beim lesen hat sich mir des Öfteren die Kehle zugeschnürt. Dennoch ist das Buch keinesfalls rührselig und trotz der Nähe die wir zu Alice entwickeln, wirkt der Roman doch eher distanziert.