Rezension

Beklemmend gut erzählt

Das Mädchen, das rückwärts ging
von Kate Hamer

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Beth ist alleinerziehend, ihre achtjährige Tochter Carmel nicht ganz einfach. Bei einem Ausflug verschwindet Carmel in der Menschenmenge. Alles Suchen und Fragen hilft nichts, das Kind bleibt verschwunden. Auch die Bemühungen der Polizei sind erfolglos. Ein Albtraum jeder Mutter!

Meine Meinung:
Von der ersten Seite an konnte Kate Hamer mich mit ihrem eindringlichen Schreibstil packen. Schnell zeichnet sie ein detailliertes Bild von Carmel und Beth und ihrer Beziehung zueinander. Carmel ist ein bisschen frühreif, altklug, sehr intelligent, dann aber auch wieder verträumt und geistig abwesend. Man spürt, dass etwas Besonderes in dem Kind steckt.

Die Erzählperspektive wechselt nach jedem der sehr kurzen Kapitel. Beide erzählen in der Ich-Form, aber schon mit dem ersten Satz wird jeweils klar, wessen Kapitel es gerade ist. So kann man an den Gedanken und Gefühlen beider Protagonisten intensiv teilhaben. Dies ist insbesondere nach der Trennung der beiden von Bedeutung, denn als Leser wissen wir somit mehr als Beth oder Carmel.

Sehr authentisch stellt Hamer Beths Bemühen, Carmel zu finden bzw. den Verlust ihrer Tochter zu verarbeiten, dar.

„Sie wirkten irgendwie so, wie soll ich sagen? Normal. Angenehm normal. So wie ich wahrscheinlich nie wieder werden würde.“ (S. 316)

Auf der anderen Seite begleiten wir Carmel in ihrem neuen Leben, wo sie mit allen Mitteln versucht, am alten festzuhalten. So ist die starke Mutter-Tochter-Liebe zwischen ihnen ständig zu spüren.

„„Ich bin Carmel“, sagte ich. „Mehr nicht.““ (S. 262)

Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, doch das spirituelle Geschehen war mir einfach zu abstrus. Es wäre auch nicht nötig gewesen, man hätte die Geschichte auch mit einer realistischeren Handlung aufziehen können. Das ist schade, aber vielleicht ja auch nur mein Problem?

Trotz allem ist das Buch auf jeden Fall sehr lesenswert.