Rezension

Beklemmende Abgeschiedenheit im Dorf

Das Dorf
von Arno Strobel

Bewertet mit 4 Sternen

Bastian Thanner ist ein ziemlich durchschnittlicher Typ mit einem ganz normalen Leben. Als sein Telefon eines Morgens klingelt und seine Ex-Freundin Anna am anderen Ende der Leitung scheinbar um ihr Leben kämpft, ändert sich für ihn schlagartig alles. Anna spricht von einem Ort namens Frundow und nach einem gescheiterten Versuch, die Polizei einzuschalten, beschließt Bastian sich selbst auf die Suche nach diesem seltsamen Ort zu machen. 

Bei seiner Suche nach Anna und dem Wettlauf um Leben und Tod gerät Bastian in ein Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Auch die Dorfbewohner sind nicht besonders kooperativ, und das Dorf scheint immer mehr zu einem Gefängnis für Bastian zu werden. Als sein Freund Safi, den er mitgenommen hat, auch noch verschwindet und Bastian Halluzinationen zu haben scheint, gerät alles immer mehr aus den Fugen und schon bald ist er sich nicht mehr sicher was Einbildung ist und was Realität.

Arno Strobel steht bei mir mit seinen Psychothrillern recht weit oben auf der Liste der Autoren, die es schaffen mich zu überraschen. Nach langer Zeit habe ich mich mal wieder an einen Thriller gewagt und ich wurde mit "Das Dorf" auch keinesfalls enttäuscht. 

Bastian ist ein sympathischer junger Mann der eine verwirrende Trennung hinter sich hat und noch unter ebendieser leidet denn seine Ex-Freundin Anna lag ihm sehr am Herzen. Umso schockierter ist es als sie ihn anruft und ihm erzählt dass sie festgehalten wird und um ihr Leben fürchtet. Schnell ist klar: Bastian muss sie retten! Alle Angaben über sie stellen sich bei der Polizei als nicht überprüfbar heraus und so muss Bastian auf eigene Faust nach Frundow fahren und Anna suchen. Dass das der größte Fehler seines Lebens ist wird ihm allerdings erst klar als es schon zu spät ist und er das Dorf nicht mehr verlassen kann...

Und an diesem Punkt geht das Lesevergnügen erst richtig los denn das Thrillerherz schlägt bei jedem weiteren Kapitel nur noch höher! Arno Strobel weiß wie er seine Leser fesselt, das beweist er mit "Das Dorf" einmal mehr. Besonders die zweite Perspektive von einem unbekannten Besucher im Dorf, der einst ähnliche Erfahrungen machte wie Bastian und diese schriftlich festgehalten hat, ziehen die Spannung immer weiter an. Dass Bastian immer wieder in Situationen gerät, die sich im Nachhinein wieder und wieder als nicht existent herausstellen und Bastian so an seinem Verstand zu zweifeln beginnt, rundet die Story ab. 

Je weiter man als Leser im Dorf versinkt desto unklarer wird alles und auch ich ließ mich auf die eine oder andere falsche Fährte führen. Die Auflösung war mir dann aber doch schon früher klar, was der Spannung aber auch am Ende nicht im Wege steht. 

Die blutrünstigen Details, die auch hier wie in vielen anderen Thrillern nicht fehlen dürfen, sind für mich persönlich nicht unbedingt notwendig aber auch nicht zu krass und auch nicht zu lang, sodass der Lesefluss für mich darunter nicht gelitten hat. Ich bin ja eher ein Fan davon sich die Dinge mit möglichst wenig Beschreibungen vorzustellen und eher gegen blutiges Gemetzel aber das war hier doch in Ordnung. Ist aber bestimmt auch nicht unbedingt etwas für zart besaitete Leseratten.

Die bedrückende Atmosphäre in dem beschriebenen Dorf ist wirklich überzeugend geschildert, was vermutlich an Arno Strobels Recherchearbeit liegt denn er hat sich für dieses Buch selbst in ein kleines abgelegenes Dorf begeben und ziemlich schnell gemerkt wie sich eine solche Abgeschiedenheit auf die Psyche auswirken kann. 

"Das Dorf" ist für mich ein würdiger Nachfolger der bisher von mir gelesenen Strobel-Thriller. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und ich kann euch sagen, ich bin froh in einer Stadt zu leben!