Rezension

Beklemmendes Zeitzeugnis

Der Reisende - Ulrich Alexander Boschwitz

Der Reisende
von Ulrich Alexander Boschwitz

Bewertet mit 5 Sternen

Der Berliner Jude Otto Silbermann hat den Zeitpunkt zur Flucht aus Deutschland verpasst, er kann seiner Verhaftung gerade noch entkommen. Sein Hab und Gut hat er bereits verloren, nun will er seine Würde behalten, doch zum Schluss verliert er alles, was er hat.

Der Autor Ulrich Alexander Boschwitz erzählt teilweise autobiografisch von der systematischen Verfolgung der Juden in Deutschland. Unter dem Eindruck der Geschehnisse der Novemberpogrome 1938 entstand dabei ein beklemmendes Zeitzeugnis, das sich sehr flüssig liest und dabei gleichzeitig erschreckend und berührend ist. Otto Silbermann ist immer in Gefahr, entdeckt zu werden, er muss sich allein zurechtfinden unter Menschen, die ihm teilweise Böses wollen, andere, denen er egal ist, aber auch welchen, die ihm helfen wollen. Seine ausweglose Situation ist dabei sehr überzeugend geschildert.

Der Sprachstil erinnert daran, dass das Buch bereits 1939 und 1940 in England bzw. Amerika erschienen ist. Das lässt die Erzählung jedoch umso authentischer erscheinen. Beeindruckend ist dabei nicht nur die Geschichte an sich, sondern auch, dass der Autor zum damaligen Zeitpunkt gerade mal 23 Jahre alt war. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für diese äußerst ungewöhnliche Geschichte.