Rezension

Beobachtungen der Autorin aus ihrer Praxis ohne wissenschaftlichen Hintergrund

Kochbuch für die Seele - Romana Wiesinger

Kochbuch für die Seele
von Romana Wiesinger

Bewertet mit 1 Sternen

Sehr allgemein gehaltene Abhandlung über Halbwahrheiten und Beobachtungen der Autorin aus ihrer Praxis, es fehlt der wissenschaftliche Hintergrund.

Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, da ich die Idee eines „Kochbuchs“ für die Seele gut finde. Leider ist die Umsetzung völlig anders als erwartet. Die Autorin reiht in diesem Buch eine Ansammlung an eigenen Beobachtungen und Halbwahrheiten aneinander. Sie konstruiert 5 Gruppen: die Zufriedenen, die ewig Unzufriedenen, die ewig Hungrigen, die Kontrollierten, die Angepassten. Diese Gruppen überschneiden sich teilweise mit psychischen Erkrankungen die im ICD-10 bzw. DSM System erwähnt werden. Vieles wiederholt sich im Buch mehrmals, auch innerhalb der postulierten Gruppen. Die Autorin springt innerhalb der Gruppen oft von einem Thema zum Nächsten, um dann später wieder zurückzuspringen. So entsteht keine klare Linie, man hat vielmehr das Gefühl es handle sich um eine Aneinanderreihung von Beobachtungen der Autorin. Zu den einzelnen Gruppen scheint die Autorin teils eigenwillige Ansichten zu haben. Zum Beispiel ist Anorexie gemäss der Autorin immer ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Auch erklärt sie, dass gemäss ihren Beobachtungen Anorexie häufiger bei Zwillingen vorkommt, da ein Zwilling sich von dem anderen abgrenzen will, nachdem diese zuvor jahrelang komplett gleich gekleidet das Leben Seite an Seite bestritten hatten. Eine Statistik zitiert sie hier nicht. Möglich, dass dies stimmt, hier kenne ich die Materie zu wenig.

 

Auch sagt die Autorin, Personen mit Magersucht wüssten, dass sie eine gestörte Körperwahrnehmung haben. Ich denke genau das ist etwas was die Patienten nicht unbedingt wissen und woran in Therapiesitzungen gearbeitet werden muss! Weiters wird behauptet, Personen mit Essstörung wüssten selber, dass die Störung nicht gut für ihren Körper ist (ungesund). Ich weiss nicht, ob man das pauschal behaupten kann. Ich denke Patienten mit Anorexie denken nicht primär an ihre Gesundheit. Dann meint die Autorin auch, bei Bulimie sei durch das Erbrechen „der gesamte Magen-Darm-Trakt verwirrt“.

 

Häufig werden von der Autorin Sätze wie „ich denke …“, „in meiner Erfahrung“, „ich kann mir vorstellen“ benutzt. Allzu oft werden pauschalisierende Aussagen ohne jegliche Referenz auf den Tisch gelegt. Die Autorin scheint sich aus ihrer Erfahrung heraus und ihren Vorstellungen hier etwas zusammenzufantasieren. Weiters zeugen manche Aussagen nur ansatzweise von einem Verständnis der medizinischen Themen und psychischen Krankheiten an sich.

 

Sehr wenig wird darauf eingegangen, WAS man denn tatsächlich essen sollte. Es wird erwähnt, man solle sich ausgewogen ernähren. Mehrmals sagt die Autorin auch, dass Verbote nur die Lust fördern, das verbotene Produkt essen zu wollen. Sie spricht sich daher gegen Verbote aus.  Hier hätte ich mir eine Vertiefung gewünscht.  

 

Am Ende jedes Kapitels stellt die Autorin Übungen vor. Hier gibt es zwei Übungen, die bei drei der fünf Gruppen (komplett gleich) vorkommen! Insgesamt kann ich den Übungen nur wenig abgewinnen.

 

Fazit: zu allgemein gehalten, zu viele Pauschalisierungen, viele Wiederholungen ohne medizinischen Hintergrund.