Rezension

Berühmte Bergsteiger!

Thomas und Alexander Huber. Zwei Brüder, eine Seilschaft - François Carrel

Thomas und Alexander Huber. Zwei Brüder, eine Seilschaft
von François Carrel

Bewertet mit 4.5 Sternen

Extremsportler haben es mir angetan. Ich wundere mich wieder mal. Und bewundere. Und freue mich über jeden, der es fertig bringt, älter als 50 Jahre alt zu werden!

Der Autor, François Carrel, hat sich intensiv mit den zwei Brüdern Alexander und Thomas Huber, beschäftigt. Beide sind zeitgenössische Koryphäen des Bergkletterns. Mehr als vierzig wichtige und schwierige Routen haben die Brüder begangen, davon viele als Erstbegehung, rotpunkt oder free solo. Bei der Erstbegehung oder erster Rotpunktbegehung darf man der erschlossenen Route romantische, verwegene Namen geben, die das Abenteuer in Worte fassen, zum Beispiel, Rauhnachtstanz, Vom Winde verweht, Freerider, Kommunist, The Sound of Silence oder Nirwana und dgl. mehr. Was die Phantasie eben so hergibt. 

Der Autor zeichnet das Leben der beiden Männer auf, ihr Elternhaus kommt zur Sprache, Kindheit, die Familie, die sie später haben werden, Studium, Berufsleben, ihr Charakter, ihre Ansichten zum Bergsteigen. Aber hauptsächlich geht der Autor mit dem Leser Route für Route ab.

So ist das vorliegende Buch auch fast eine Art Nachschlagewerk denn eine normale Biographie. Für die einen mag das die Stärke des Buches sein, für die anderen die Schwäche. Denn man bewundert zwar gerne das Können, die Disziplin und die Körperbeherrschung der Sportler, ihr Lebenswerk. Die Gewichtung liegt aber zu sehr auf dem sportlichen Rekord, der Leistung, dem Erfolg, dem Ruhm, kaum auf der Natur, dem Gebirge selbst. Von den umwerfenden Eindrücken dieser Bergwelten hätte man nämlich gerne noch mehr gelesen, während das lückenlose Listen und Dokumentieren aller bewältigen Routen und Touren nur den Spezialisten, den Insidern und Archivaren vordringlich erscheint. Das Faszinosum Berg und Körper, Naturerlebnis und Grenzerfahrung nimmt insfoern in diesem Buch wenig Raum ein.

Zitieren möchte ich eine der wenigen, aufschlussreichen Passagen über die Motivation, sich beim Klettern immer mehr an seine Grenzen heranzutasten und, durchaus, sein Leben dabei zu riskieren. Thomas Huber sagt: „Im Himalaja ist die Expedition als solche kein Vergnügen. Es ist anstrengend und ermüdend, alles tut dir weh, du leidest und frierst, kriegst kaum noch Luft. Doch jeder Schritt bringt dich dem Traum, dem Ziel, das du dir gesetzt hast, etwas näher. Das ist mein Motor, meine Motivation. Erst wenn man das Ziel erreicht hat, ist man befreit – aber nur, um gleich wieder Gefangener eines neuen Traums zu werden. Wir Bergsteiger sind auf der Suche nach etwas, das wir nicht einmal benennen können.“

Alexander meint: „Es stimmt schon, dass das, was wir Bergsteiger machen, eine Herausforderung an die Vernunft ist. Wir folgen einem offensichtlichen Zwang, uns pausenlos von einem Abenteuer ins nächste zu stürzen. Ich bin es tatsächlich, einer Sucht erlegen, die mich nicht zur Ruhe kommen lässt.“

Das Buch wird abgerundet durch phantastische Bilder und eine kleine Karte, durch eine kurzen zeitlichen Abriß aller Bergsteigerjahre, so dass man schnell nachschlagen kann, in welchen Jahren welche Länder bereist und welche Berge bestiegen wurden, eine umfassende Bibliographie und zahlreichen anderen Re-ferenzen. Der Autor hat seine Hausaufgaben gemacht!

Mein Lieblingsberg ist der Shivling, ein 6543m hoher Berg im Himalaja gewesen.

Klettern, eine Faszination, eine Sportart, die süchtig machen kann.

Fazit: Ein Buch über Koryphäen des Bergkletterns, von denen man einmal gehört haben sollte.

Kategorie: Biografie, Sachbuch
Verlag: Malik, 2017