Berührend

Eisenvogel
von Yangzom Brauen

Bewertet mit 5 Sternen

Yangzom Brauen erzählt die Geschichte ihrer Großmutter, ihres Großvaters und ihrer Mutter, die aus Tibet flüchten mussten, als die Chinesen ihre Heimat besetzten. Es ist eine Geschichte, die erschüttert und betroffen macht, aber dennoch geht die Hoffnung nicht verloren.

Die Großeltern der Verfasserin Yangzom Brauen mussten Ende der 50iger Jahre aus ihrer Heimat Tibet fliehen. Großmutter Kunsang entschloss sich sehr früh, Nonne zu werden, verlor ihre Eltern schon als Kind und gab sich ganz dem Klosterleben hin. Später trifft sie auf den Mann - ein Mönch - mit dem sie zusammenbleibt und Kinder bekommt. Mit zwei kleinen Töchtern müssen sie fliehen, dies kostet die jüngere der Töchter das Leben. Die Ältere, Sonam, überlebt, verliert aber ihren Vater. Kunsang und Sonam versuchen sich nun allein durchs Leben zu schlagen, in Indien, wo Sonam zur Schule geht und später den Schweizer Ethnologen Martin Brauen kennenlernt, den sie schließlich heiratet und zusammen mit Mutter Kunsang in die Schweiz begleitet. Dort wird Tochter Yangzom geboren.

Die Geschichte ihrer Familie, die Brauen hier erzählt, ist gleichzeitig die Geschichte Tibets und seiner Tragödie. Wenn man liest, wie schwierig die Flucht und das Leben in der Fremde, fern der Heimat, für die Geflüchteten ist, reagiert man doch sehr betroffen. Man hat die Flucht und all die Erlebnisse so intensiv vor dem inneren Auge, dass man meint, man sei dabei. Sehr lebendig geschildert und flüssig geschrieben berühren den Leser all die einzelnen Begebenheiten, zumal man auch noch erfährt, wie vor der Besetzung durch die Chinesen in Tibet das Leben war. Diese Frauen, die durch ihre Stärke und Unnachgiebigkeit und sicher auch Hoffnung alles auf sich nahmen für ein Leben in Freiheit, nötigen dem Leser Achtung und Bewunderung ab. Auch Yangzom, in der Schweiz geboren und aufgewachsen, trägt die Kultur Tibets in sich und bewältigt den Spagat zwischen der alten und der neuen Heimat recht gut.

Ein starkes Buch.