Rezension

Berührend

Der gefährlichste Ort der Welt
von Lindsey Lee Johnson

Bewertet mit 5 Sternen

Im 8. Schuljahr wird Tristan Bloch bloßgestellt und gedemütigt, er radelt zu Golden Gate Bridge und stürzt sich in den Tod. Mehrere seiner Mitschüler, die in das Geschehen verstrickt waren, trifft der Leser ein paar Jahre später wieder, mittlerweile auf der Highschool, manche Leben haben sich verändert, andere werden sich noch verändern …

Gut gelungen ist bereits der Einstieg in den Roman, dort lernt man Tristan selbst kennen, er schreibt im Rahmen eines Sozialkundeprojektes über seine Heimatstadt, Mill Valley, und kommt dem Leser dabei sehr nahe – sein Tod wird auch den Leser mitnehmen.

Lindsey Lee Johnsons Charaktere kommen aus gut situierten Elternhäusern, sie haben genug Geld, viele ihrer Wünsche werden erfüllt, aber auch sie sind nicht ohne Probleme, Probleme mit der Schule, Probleme mit den Eltern, Selbstwertprobleme, Drogenprobleme … Jedes Kapitel nach dem Tod Tristans, ist einem seiner Mitschüler gewidmet und aus deren Perspektive geschrieben, wenn auch in der dritten Person. Auf diese Art lernt man die jungen Menschen gut kennen, man blickt regelrecht in sie, erfährt ihre Träume und Ängste, erlebt ihre Gedanken und Emotionen und auch ihre Erinnerungen an Tristan. Die einzelnen Teile greifen ineinander, denn sie sind alle wieder auf einer Schule gelandet, kennen und treffen sich, und interagieren miteinander, schließlich sind sie bei einer Party wieder alle versammelt.

Die Geschichte strebt nach und nach einem Höhepunkt zu, den man so nicht unbedingt erwartet hat, der sich aber logisch entwickelt. Dabei ist es der Autorin gelungen, die einzelnen Perspektiven miteinander zu verzahnen, manche Szenen wiederholen sich, erhalten aber durch die andere Perspektive eine interessante Erweiterung. Gelungen auch das relativ offene Ende, ich würde gerne wissen, wie sich die Leben der Protagonisten weiter entwickeln, das bleibt jedoch meiner Phantasie überlassen – genauso wie die Frage, was nun der gefährlichste Ort der Welt ist .

Ich mag Romane, bei denen ich die Charaktere so tiefgehend erleben kann, wie hier, für mich ist das sehr spannend und interessant, gerade auch, weil es Jugendliche sind, die sich noch entwickeln. Es bringt mich zum Nachdenken und berührt mich emotional.

Das Debüt der Autorin ist absolut gelungen, ich wünsche dem Roman viele Leser und vergebe gerne volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.