Rezension

Berührend

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Bewertet mit 5 Sternen

Cover:
Romantisch, gefühlvoll, Liebe, Vertrauen... Das sind die Wörter die mir so durch den Kopf gehen wenn ich das Cover ansehe. Es ist schlicht, aber einfach wunderschön!

Erster Satz:
Als er aus dem Bad kommt, ist sie wach, hat sich gegen das Kopfkissen gelehnt und blättert durch die Reiseprospekte, die neben seinem Bett gelegen haben.

Meine Meinung:
Bei manchen Büchern braucht man ewig um in die Geschichte hineinzufinden und bei anderen gelingt einem das ohne Probleme. Dies ist so ein Buch mit Liebe auf den ersten Satz.

Louisa Clark ist die Hauptprotagonistin. Als sie ihren Job in einem Café verliert nimmt sie aufgrund mangelnder Perspektiven das Angebot an, 6 Monate als Pflegehilfe zu arbeiten. Sie soll dem Behinderten Will im Haushalt helfen: kochen, putzen, Medikamente geben, aber ihm auch Gesellschaft leisten. Das ist alles andere als einfach, denn Lou weiß nicht wie sie mit Will umgehen soll. Außerdem scheint er sie gleich ab dem ersten Treffen zu hassen.

Anfänglich ist Louisa ein unsicherer Charakter, die nie selbst auf ihre Bedürfnisse eingeht. Die Arbeit hat sie nur angenommen weil ihre Familie ohne Louisas Geld nicht auskommt. Dann schläft sie in einem viel zu kleinen Zimmer, damit ihre Schwester und ihr Neffe das größere für sich haben können und außerdem steht sie immer im Schatten ihrer kleinen, aber augenscheinlich viel schlaueren Schwester Katrina. Doch durch Will lernt Lou mehr vertrauen in sich selbst und dass ihr die ganze Welt offen steht, sie muss sich nur trauen.

Will ist nach einem tragischen Unfall an den Rollstuhl gefesselt. Er ist Tetraplegiker und kann nichts mehr selbst machen. Aus einem einst sportlichem, reiselustigem, erfolgreichem und lebensfrohem Mann ist ein Pflegefall geworden, der nichts mehr selbst entscheiden kann und keine Macht mehr über seinen Körper hat. So möchte Will nicht weiter leben, er möchte sterben.
Seiner Familie zuliebe nimmt er sich aber noch 6 Monate Zeit, bevor er in die Schweiz gehen will um zu sterben. Doch dann stellt seine Mutter Louisa ein und sein Leben verändert sich.

Man bekommt große Einblicke in die Gefühle von Will und wie es ist, solch ein Leben führen zu müssen. Dass die Autorin dieses heikle Thema aufgegriffen hat, finde ich sehr gut und wo ich am Anfang noch dachte "Mein Gott ist der blöd, er kann doch nicht einfach sein Leben wegwerfen wollen", verstehe ich Will jetzt viel besser.

Jojo Moyes Schreibstil in „Ein ganzes halbes Jahr“ ist sehr gefühlvoll und bildlich. Die Geschichte hat mich ab der ersten Seite mitgerissen und ich hatte öfter Pipi in den Augen. Genauso oft musste ich aber auch lachen, gerade am Anfang. Louisas Art war einfach so witzig und frisch. Aber ich habe auch mit ihr gelitten, gehofft und gebangt. Mich mit ihr gefreut und mich ständig gefragt ob sie es schaffen wird. Es war eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle!

Fazit:
Ein gefühlvolles Buch mit einer herzzerreißenden Liebesgeschichte voller Höhen und Tiefen, einer emotionalen Achterbahnfahrt als Schluss und einem einem sehr ernsten Thema.
Ich bin froh, dass ich das Buch gelesen habe würde es aber kein zweites mal tun. Ich bin einfach der Happy End Typ. Mir geht der „Schluss“ auch nach Tagen noch an die „Nieren“.
Trotzdem möchte ich das Buch weiterempfehlen, aber nicht uneingeschränkt. Sensible Leser die mit dem Thema Sterbehilfe und Tod nicht so gut umzugehen wissen, sollten es dann doch lieber im Regal stehen lassen und zu einem anderen Buch greifen.