Rezension

Berührend

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nachdem die 26jährige Lou ihren Job in einem Cafe verloren hat und dringend einen neuen benötigt, fängt sie als Hilfskraft für einen Tetraplegiker eine neue Beschäftigung an. Will, einst erfolgreicher Geschäftsmann und Abenteurer, der das Leben in vollen Zügen genossen hat, ist seit einem Verkehrsunfall teilweise gelähmt und hat jeden Lebensmut verloren. Lou kann dies nicht so hinnehmen und beschließt, ihm zu zeigen, dass auch sein Leben noch lebenswert ist. Doch um ihn davon zu überzeugen, hat sie nur ein halbes Jahr Zeit..

Die Geschichte von Will und Lou hat mich von Anfang an gefesselt. Zwar ist das Ende schon sehr voraussehbar, doch der Weg dorthin ist wunderschön einfühlsam erzählt. Anfangs noch fremd, sind Lou und Will erst einmal relativ distanziert zueinander, doch mit der Zeit entwickelt sich eine Vertrautheit zwischen den beiden, eine ganz besondere Beziehung. Der Weg dorthin, wie die beiden sich gegenseitig nützen und voneinander lernen, die kleinen Veränderungen im Alltag die sich in langsamen Schritten nebenbei vollziehen, das alles hat mich wunderbar verzaubert. Und trotz dieser schönen, sentimentalen Handlung wird die Geschichte nicht zu kitschig, sonder bleibt realistisch. Denn auch die schlechten Seiten werden ausführlich behandelt. DIe Probleme im Alltag eines Tetraplegikers, die körperlichen Schmerzen, die Blicke von Fremden, die Verwandten und Freunde, die nicht mit der Situation umzugehen wissen. Jojo Moyes hat ein sensibles Thema angesprochen, das in unserer Gesellschaft leider viel zu wenig Interesse findet, und es grandios einfühlsam umgesetzt. Ihre Protagonisten wirken herrlich realistisch und kein bisschen gekünstelt und der Weg, wie sie zueinander finden, wird so liebevoll erzählt, dass mir an einigen Stellen die Tränen kamen. Auch wurde ich oft zum Nachdenken angeregt, über Themen, mit denen man sich sonst nicht so sehr beschäftigen würde und das hat mir unglaublich gut gefallen. Und am Ende des Buches hatte auch ich von der Geschichte viel mehr bekommen und gelernt, als erwartet.