Rezension

Berührend, informativ und humorvoll zugleich

Das Lachen und der Tod
von Pieter Webeling

Bewertet mit 5 Sternen

Unglaublich mitreißend

"Für mich war nicht die Liebe, sondern Humor die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen. Ein Lacher im richtigen Moment ist ein Zeichen von Intelligenz." (Kapitel 27, S. 198,).

Ernst Hoffmann ist ein niederländischer Komiker. Nicht nur sein Humor, sondern auch die Tatsache, dass er Halbjude ist, wird ihm im Jahre 1944 zum Verhängnis. Gemeinsam mit anderen Verfolgten wird er in einem Viehwaggon in ein Konzentrationslager deportiert. Während dieser Fahrt begegnet er einer jungen Frau namens Helena, die seine Aufmerksamkeit auf sich zieht, als sie in dieser bitteren Stund beginnt, ein Lied zu singen. Nicht zuletzt um auch bei ihr Eindruck zu schinden, erhebt er sich während eines Tumults im Waggon und erzählt einen Witz, um die Stimmung zu lockern. Tatsächlich gelingt ihm dieses Vorhaben - mit einer fatalen Konsequenz. Die SS-Leute schießen blindlings auf sie los. Aber auch als sie das Ziel der Reise erreichten, verlor Ernst seinen Humor nicht. Er trat vor den anderen Gefangenen auf und so wird die Geschichte der Holocaust-Opfer erzählt, die verzweifelt alles taten, um sich und ihre Liebsten zu retten. 

Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll. Geschichten, die den Holocaust beschreiben, zu bewerten, fällt selbstredend nie leicht. Vorweg ist zu sagen, dass Ernst Hoffmann so tatsächlich nicht existierte, der Autor sich jedoch an viele Autobiografien orientierte und zuvor durch seine jounalistische Tätigkeiten bezüglich Interviews mit Holocaust-Überlebenden bekannt war (s. Vor- und Nachwort). Was die Umschreibung der Situation und des (Über-)Lebens im KZ-Lager angeht, dürfte es sich also um realitätsnahe Erzählungen und Darstellungen handeln. 
Vielleicht ist es deswegen so unglaublich packend und mitreißend. Ich habe das Buch an zwei Tagen gelesen. Natürlich ist es mit knapp 320 Seiten nicht das längste, aber ich lese an einem Buch gewöhnlich eine Woche lang. Umso erstaunlicher ist es, dass mich gerade so eine harte Kost nicht aufhören lies, das Buch weiter zu lesen. Man hat abwechselnd Tränen in den Augen, dann schmunzelt man, dann hat man Gänsehaut und irgendwann lacht man auch mal lauthals los, weil die Witze in diesem Buch auf eine so intelligente und anregende Art und Weise erzählt werden, dass man sich wünscht, Ernst Hoffmann existiere wirklich in der Gegenwart und man könne sich Karten für seine nächste Aufführung kaufen. Deswegen finde ich das oben ausgewählte Zitat so unglaublich treffend. Zwar spielt die Liebesgeschichte auch eine sehr große Rolle, insgesamt zeigt einem Ernst Hoffmann jedoch, dass man erst einen Weg finden muss, alleine mit den Grausamkeiten umzugehen, bevor man diese mit einem weiteren Menschen beschreitet.
Auch die vielen unterschiedlichen Charaktere drum herum machen die Geschichte gleichermaßen liebenswürdig und abartig schrecklich. Der Autor zensiert und beschönigt nichts und konfrontiert uns gnadenlos mit dem Schrecken, den so viele Menschen sinnloserweise durchleben mussten.

Der Schreibstil ist fließend. Isolierte Gedanken/Beschreibungen und Dialoge halten ungefähr die Waage. 

Es ist einfach unglaublich rührend. Ich kriege sogar jetzt noch, wenn ich nur den Klappentext lese, Tränen in den Augen und das, obwohl ich absolut nicht nah am Wasser gebaut bin. Zumindest bei Büchern. Eine große, große Empfehlung für alle und Pflichtlektüre für diejenigen, die sich mit dem Holocaust beschäftigen (wollen)!!