Rezension

Berührend und unfassbar traurig

Die Tänzerin von Paris - Annabel Abbs

Die Tänzerin von Paris
von Annabel Abbs

Die "Tänzerin von Paris" von Annabel Abbs erzählt die traurige Geschichte von Lucia Joyce, Tochter des berühmten Schriftstellers. Das eher heiter wirkende Cover täuscht ein wenig, denn das Buch ist sehr traurig und düster. Passend zur Zeit, in der die Handlung spielt, verliert sich die Autorin in ausführlichen Beschreibungen, verwendet lange Schachtelsätze, wirkt gestelzt in ihren Formulierungen, Dinge, die mich anfangs irritierten, aber nach einiger Zeit war ich völlig gefangen von dem Roman. Man wird mitgerissen, ob man will oder nicht. Für mich ist das hohe Schriftstellerkunst! Das grausame Schicksal der jungen Frau ist äußerst tragisch und hätte im richtigen Umfeld durchaus vermieden werden können. Aber in einem Elternhaus, in dem jeder nur seine eigenen Interessen verfolgt, ist dies von Beginn an zum Scheitern verurteilt. So wird das große Talent von Lucia, das Tanzen, nur als lapidare Freizeitbeschäftigung angesehen und ihre verzweifelte Suche nach Liebe und Anerkennung schon im Keim erstickt. Sicher spielen auch die damals herrschenden Konventionen eine sehr große Rolle, dass sich alles so entwickelt. Als Frau hatte man nur schön und nett zu sein, Karriere war nicht vorgesehen. Mir ist das Buch noch lange im Kopf herumgeschwirrt. Es ist sehr berührend und keine einfache Lektüre. Wer sich jedoch darauf einlassen mag, wird mit einer wunderbaren Geschichte belohnt, die hilft, auch James Joyce besser zu verstehen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!