Rezension

Berührend und unglaublich ehrlich

Atme nicht - Jennifer R. Hubbard

Atme nicht
von Jennifer R. Hubbard

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt

Ryan, der einen Selbstmordversuch samt anschließendem Klinikaufenthalt hinter sich hat, fühlt sich nach wie vor von seiner Umwelt und seinen Mitmenschen abgeschnitten. Es kommt ihm so vor, als würde er hinter einer Glasscheibe existieren, die niemand durchdringen kann. Er ist beinahe unsichtbar, wenn er sich hinter dieser Glasscheibe befindet. Aber dann trifft er an seinem Rückzugsort, einem Wasserfall, auf Nicky, die unbedingt alles über Ryans Selbstmordversuch erfahren möchte. Und ganz langsam beginnt Ryan, Vertrauen zu Nicky aufzubauen und Nähe zuzulassen.

Meine Meinung
Jennifer R. Hubbard hat es mit "Atme nicht" tatsächlich geschafft, dass ich beim Lesen so manches Mal den Atem anhalten musste. Ryan selbst erzählt seine Geschichte und das sehr ehrlich und manchmal auch sehr schonungslos. Als es dazu kommt, dass man als Leser erfährt, wie Ryan versucht hat, sich in der Garage seiner Eltern umzubringen, kam es beinahe so rüber, als wäre Ryan gar nicht so emotional berührt von der Situation, wie ich mir das vorgestellt hätte. Auf der anderen Seite macht er sich Gedanken darüber, dass er seinen Eltern nicht schaden möchte und dichtet die Durchgangstür zum Wohnhaus ab.
Ich wenigtsens hatte am Ende des Buches das Gefühl, dass Ryan gar nicht genau sagen konnte: "DAS war jetzt DER Auslöser für den Selbstmordversuch." Da kamen einfach sehr viele Komponenten zusammen, die dann dazu führten, dass er für sich diesen Ausweg wählen wollte.
Nicky ist auch angetrieben von einem traumatischen Erlebnis und Fragen, die ihr einfach keine Ruhe lassen. Sie möchte unbedingt verstehen, warum ihr Vater sich das Leben genommen hat und erhofft sich, diese Antworten von Ryan zu bekommen. Erst am Ende wird auch ihr klar, dass ihr niemand eine ganz genaue Antwort geben kann.
Beide, sowohl Nicky als auch Ryan kommen sehr real rüber, ich kann mir gut vorstellen, dass es für jemanden, der einer Person, die Selbstmord begangen hat, sehr nahe steht, unglaublich wichtig ist, das WARUM zu  verstehen.
Die Umsetzung dieses doch sehr, sehr schwierigen Themas ist gelungen und angemessen, daher vergebe ich auch fünf von fünf möglichen Sternen.