Rezension

Berührende Parabel über Treue und Verrat in einer Diktatur und die Kraft der Musik

Tadunos Lied - Odafe Atogun

Tadunos Lied
von Odafe Atogun

Bewertet mit 5 Sternen

Um es direkt zu sagen: Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Ich mag den einfachen Stil, der mich im Tonfall an den israelischen Schriftsteller Aharon Appelfeld erinnert hat, einen Autor, der seine Figuren den Leserinnen und Lesern mit einfacher Sprache auch sehr nahe zu bringen vermag.

Taduno ist Musiker – Sänger und Gitarrist; mit seiner Musik bewegt er die Menschen, er erreicht ihre Herzen, auch die von Schergen des Diktators. Für die Bevölkerung Nigerias ist er eine moralische Instanz und Gegenspieler des Diktators; er hat sich geweigert, Loblieder auf diesen zu singen. Nach Inhaftierung und Folter, wodurch er die Schönheit seiner Stimme im Gesang verliert, geht er ins Exil und kehrt nach einiger Zeit nach Nigeria zurück, um seine Freundin Lela zu retten, die vom Regime verschleppt und eingesperrt wurde.

Das Buch hat märchenhafte Züge: So wird konkrete Realität ausgeblendet bzw. ist nicht relevant (die näheren Umstände von Tadunos  Exil; seine Rückkehr), Geschehnisse bleiben bewusst rätselhaft oder widersprechen realer Erfahrung (im Exil und nach der Rückkehr erreichen ihn Briefe Lelas, die aber nicht wissen kann, wo er wohnt; wer die Briefe zugestellt hat, bleibt ungewiss; nach seiner Rückkehr erkennt ihn niemand mehr, auch seine Nachbarn nicht).

Durch die Sprache und das Märchenhafte bzw. das Außer-Acht-Lassen von Realität erreicht Odafe Atogun, dass die Parabel im Vordergrund steht, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren: die Geschichte eines Musikers in einer Diktatur, eines Menschen, dem die Menschen vertrauen, den die Diktatur in ein Dilemma bringt, in dem er sich nicht richtig verhalten kann. Taduno rückt den Lesern und Leserinnen nahe, in seiner Kraft zu widerstehen und seiner verzweifelten Situation. Der Roman zeigt aber auch die Menschen in einer Diktatur, feige und tapfere, solche, die sich korrumpieren lassen, und solche die widerstehen. Die Musik ist Gegengewicht zu Alltag und Resignation. – Der Schluss des Romans ist dann alles andere als märchenhaft.

Kommentare

Naibenak kommentierte am 29. März 2017 um 09:01

Oh Stevie... das hast du richtig schön geschrieben!!! :-) Ein echt tolles Buch!!!

Steve Kaminski kommentierte am 29. März 2017 um 11:09

Danke, Bi! 

kommentierte am 30. März 2017 um 11:00

Wunderbare Rezension!