Rezension

Berührendes Frauenbuch, ich konnte nicht aufhören

Die Tage, die ich dir verspreche - Lily Oliver

Die Tage, die ich dir verspreche
von Lily Oliver

Bewertet mit 5 Sternen

          Die Tage, die ich dir verspreche von Lili Oliver erschen als Taschenbuchausgabe am 1.9.2016 im Knaur Verlag. Die "Genau Meins" - Serie, zu der auch dieses Buch gehört, besteht aus gefühlvoller Frauenliteratur. Im letzten Jahr bin ich bereits auf diese Serie aufmerksam geworden, habe aber dieses Buch als erstes dieser Serie auch gelesen.

Das Cover mit den Mohnblumen passt zum Sommer / Frühherbst und damit zum Erscheinungstermin des Buches. Der Titel und der erste Abschnitt des Klappentextes sind erhaben geprägt, auch die Klappen vorne und hinten lassen das Taschenbuch sehr hochwertig aussehen. Nach einmaligem vorsichtigen Lesen hat es weder Knicke noch Leserillen, jedoch ist der Buchrücken trotz großer Vorsicht schief geworden und es eignet sich nicht mehr als Schmuckstück fürs Bücherregal (ist für mich kein wichtiges Kriterium).

Sowohl Gwen als auch Noah haben keine großen Pläne im Leben. Gwen verkraftet die Herztransplantation schlecht und ist mit den Erwartungen ihres Umfeldes (sie müsste total glücklich sein und nur so vor Motivation strotzen) überfordert. Sie schafft es nicht, Menschen die ihr nahe sind, vor dem Kopf zu stoßen und möchte sich "wie erwartet" verhalten und "etwas für die in sie investierte Zeit und Energie" zurückgeben. Gwen beschließt also, ihr Herz einer anderen passenden Person zu vermachen, da sie so nicht mehr weiterleben will.

Noah betreibt ein Forum für Herzkranke und Transplantierte - und hält Gwens Aufruf für einen Fake und löscht ihren Beitrag immer wieder. Als Gwen dann vor ihm steht, begreift er, dass es kein Scherz war und möchte ihr helfen.

Die Geschichte fand ich sehr bewegend. Welcher Mensch hat das noch nie mitgemacht? Eigentlich sollte man überglücklich sein (Geburt des eigenen Kindes, überstandene schwere Krankheit, begehrten Arbeits- oder Ausbildungsplatz bekommen,...) und hat dabei NICHTS gefühlt und war mit der Erwartung des Umfeldes überfordert. Gut gemeinte Worte "Schön, dass es so gut für dich läuft", "Ich freue mich so für dich", und "Du musst übergücklich sein" treffen einen wie Faustschläge. Der Kopf sagt einem, dass man so empfinden sollte, man tut es aber nicht und es ist schwer, sich einer Person anzuvertrauen. Das Gefühl des Versagens ist spürbar, denn man schafft es nicht, diese an einem gestellte Erwartung zu erfüllen, obwohl man das gerne würde. Ich konnte mich also sehr gut in die Gefühlswelt der Protagonistin versetzen.

Noah wartet sein Leben sehr passiv ab, was zu seinen fürsorglichen Charakter und seiner Gutmütigkeit nicht so ganz passt für mich. Bis durch Flecki und Gwen das Verantwortungsgefühl so groß wird und er endlich in die Gänge kommt.

Ich habe mitgefiebert mit Gwen und Noah - und muss sagen, dass mir dieses Buch noch besser als das gehypte "Ein ganzes halbes Jahr" gefallen hat. Das Setting ist zwar ähnlich - und doch grundverschieden. Ich war mitten drin in der Geschichte und habe es nicht geschafft, das Buch aus der hand zu legen und die halbe Nacht gelesen. Vielen Dank, dass ich dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen durfte!