Rezension

Berufung oder Familientradition?

Die Eismacher
von Ernest van der Kwast

Bewertet mit 4.5 Sternen

In „Die Eismacher“ begleiten wir die Familie Talamini und ihr Leben im Rhythmus der Eissaison. Besonders im Fokus stehen dabei die Brüder Giovanni und Luca, doch auch von den vorherigen Generationen wird immer wieder in Rückblicken erzählt. Schon seit Generationen übt die Familie das Eismacherhandwerk aus, der älteste Sohn übernimmt die Eisdiele des Vaters und übergibt sie schließlich an seinen Sohn.  Doch in der Generation von Giovanni und Luca ist das anders. Giovanni, der ältere der beiden, will nicht Eismacher werden, sondern folgt seiner Berufung als Literat. Dadurch liegt die Last des Familienunternehmens auf Lucas Schultern.

Giovanni ist der Erzähler der Geschichte, der den Leser durch die Geschehnisse führt und immer wieder auch Handlungsstränge berichtet, die ihm von anderen Familienmitgliedern überliefert wurden. Besonders zu Beginn des Buches erzählt er zunächst viel aus den Leben seines Vaters und Großvaters, und vermittelt so dem Leser die Tradition des Eismacherhandwerks.

Dabei schwingt im Ton immer eine unbestimmte Sehnsucht mit, deren Ursache sich dem Leser erst im Laufe der Erzählung erschließt. Dabei gelingt es van der Kwast, nicht nur Giovannis Sehnsucht zum Ausdruck zu bringen. Auch dass sein Vater und sein Bruder Luca nicht unbedingt ihrer Berufung folgen, wird dem Leser mit der Zeit klar. So ist auch sehr glaubhaft, dass Bruder und Vater es dem Erzähler eher übel nehmen, dass er sich seine Träume verwirklicht. Dieser Erzählstil van der Kwasts hat mir auch schon in seinem ersten, ins Deutsche übersetzten Buch sehr gut gefallen.

Die Geschichte der beiden Brüder, nach der beruflichen Trennung, wartet mit der einen oder anderen Überraschung auf den Leser. Diese deuten sich zwar an, sind in ihrem Umfang jedoch nicht vorhersehbar. Schade finde ich jedoch, dass am Ende doch einige lose Enden zurückbleiben, von denen ich mir noch einen Abschluss erhofft hatte.